Auf DVD: Bonnie und Clyde (Bonnie and Clyde)
Gangsterfilm, USA 1967, Regie: Arthur Penn, mit Warren Beatty, Faye Dunaway, Michael J. Pollard, Gene Hackman, Estelle Parsons, Denver Pyle, Gene Wilder
Inhalt: Im Kern ist das eine wahre Geschichte: In der großen Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre raubt das Paar Bonnie und Clyde Banken aus. Beim Volk genießen sie deswegen nicht wenig Sympathie. Bei der Polizei ist das schon anders, und als es für Bonnie und Clyde langsam eng wird, beschließen sie, auszusteigen und ein ehrliches Leben zu beginnen. Doch die Entscheidung kommt ein bisschen spät. Durch einen Verrat werden sie in eine Falle gelockt und niedergemäht.
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Der Film von Arthur Penn war zunächst wenig erfolgreich.
Auch die Kritiker konnten sich mit dem neuen Stil, der später New Hollywood
genannt werden sollte, nicht auf Anhieb anfreunden. Erst bei einem zweiten Start wurde die
innovative Kraft von Arthur Penns romantischer Gangsterballade erkannt.
Es gab zehn Oscar-Nominierungen; ausgezeichnet wurden am Ende aber nur Kameramann Burnett Guffey
und Nebendarstellerin Estelle Parsons.
Bonnie und Clyde
war in vielerlei Hinsicht eine Abkehr vom gängigen
amerikanischen Mainstream-Kino. Das fällt gewiss auch zusammen mit dem Ende der Zensur:
Seit den 1930er Jahren hatte in den USA der sogenannte
Hays Code
dafür gesorgt, dass es auf der Leinwand keusch und sittsam zuging. Auch realistische
Gewaltdarstellungen waren praktisch unmöglich, was der Grund ist, warum in den Western der 50er
Jahre selbst in den wildesten Schießereien seltenst ein Tropfen Blut zu sehen ist.
Mitte der 60er Jahre war der Code dann aber weitgehend aufgeweicht (und angesichts europäischer
Filme wie Ingmar Bergmans
Das Schweigen
auch hoffnungslos unzeitgemäß), sodass 1967 das im wesentlichen noch heute übliche Rating-System
eingeführt wurde.
Einer der ersten Filme, die vom Ende der Zensur profitierten, war Bonnie und Clyde
.
Berühmt wurde die Schlussszene, in der die Körper der beiden Gangster in Zeitlupe von Kugeln
zerfetzt werden. Das brachte Arthur Penn zunächst den Vorwurf der Gewaltverherrlichung ein,
doch davon kann aus heutiger Sicht gar keine Rede sein. Das Motiv von Clydes Impotenz hätte
einige Jahre zuvor ebenfalls nicht in dieser Form dargestellt werden können (da waren die
amerikanischen Filmemacher gezwungen, bei allem, was nur entfernt an Sexualität erinnerte,
um den heißen Brei herum zu drehen).
Als Gangsterfilm ging Bonnie und Clyde
ebenfalls neue Wege.
Üblicherweise spielten solche Geschichten in dunklen Großstädten mit regennassem Asphalt,
und Arthur Penn machte das genaue Gegenteil. Sein Film spielt in den offenen,
weiten und meist sonnigen Landschaften des Südens und ist über weite Strecken von einer geradezu
ansteckenden Heiterkeit. Dass Penn es dabei mit den Fakten dann irgendwann nicht mehr so genau
nahm, sei angesichts der stilistischen Gewandtheit als künstlerische Freiheit verziehen.
Sein
Gaunerpaar
wird geradezu nostalgisch verklärt, die in Wirklichkeit nicht gerade belanglosen Straftaten
(allein 13 Morde) werden heruntergespielt und vor dem Hintergrund einer erbarmungslosen
Wirtschaftskrise gerechtfertigt (in der Tat spielt das soziale Elend dabei eine erkennbare
Rolle). Authentizität wird durch eingeblendete Originalfotos und -dokumente letztlich nur
vorgegaukelt. Aber das war bei dem Thema so ungewöhnlich nicht: Bereits 1937 hatte der
emigrierte deutsche Regisseur
Fritz Lang
die Geschichte unter dem Titel You only live once
verfilmt und seine Sympathie
ebenfalls auf die Seite der Verbrecher geschlagen.
Abspann: In der Folge von Bonnie und Clyde
trat das New Hollywood einen regelrechten Triumphzug an.
Ebenfalls dieser Stilrichtung zugerechnet werden unter anderem die Welterfolge
Die Reifeprüfung
(1967) von Mike Nichols,
Easy Rider
(1969) von Dennis Hopper oder
M*A*S*H
(1970) von Robert Altman.