Die Geschichte von Bahiya

Geschrieben von , übersetzt von am .

erzählt von Tan Chade Meng

Wenn es das Guinness Buch der Rekorde sechshundert vor Christus bereits gegeben hätte, hielte Bahiya-Daruciriya den Weltrekord als derjenige, der in der kürzesten Zeit das Nirvana erreichte.

Die Geschichte von Bahiya ist sehr interessant. Er begann als eine Art Betrüger: die Menschen dachten, er sei ein heiliger Mann, und gaben ihm Almosen.

Die Vorgeschichte, warum Bahiya fälschlich als heiliger Mann angesehen wurde, ist noch interessanter: Bahiya fuhr mit einem Schiff, dieses sank, und er wurde nackt ans Ufer gespült. Er band sich ein Stück Rinde um seinen Körper und begann, um Essen zu betteln. Und weil er fast nackt herumlief, hielten ihn die Menschen für heilig.

Bahiya kam mit den Almosen über die Runden und lebte recht glücklich. Nach einiger Zeit begann er selber zu glauben, ein heiliger Mann zu sein. Das ging ganz gut, bis ihm der Große Brahma (Gott höchstselbst) einen Besuch abstattete. Gott schimpfte ihn für die Weise aus, in der er lebte. Offensichtlich waren Gott und Bahiya in einem früheren Leben gute Freunde gewesen, und ER war verärgert zu sehen, dass SEin bester Freund als Betrüger lebte.

Nach dieser Ausschimpfung beschloß Bahiya, dass er die Wahre Lehre suchen wollte. Auf die Empfehlung des Großen Brahma ging er in die Stadt Savatthi, um den Buddha um Rat zu bitten.

Man sagt, dass der Buddha aus dem Geist des Bahiya lesen konnte, dass dieser dieser in einem früheren Leben hochentwickelt war und bereits sehr nahe am Nirvana. So trug der Buddha ihm einen Vers vor. Er ging etwa so:

Wo es Sehen gibt, gibt es nur das Sehen, aber keinen, der sieht.
Wo es Hören gibt, gibt es nur das Hören, aber keinen, der hört.
Wo es Fühlen gibt, gibt es nur das Fühlen, aber keinen, der fühlt.
usw.

Es war ein sehr tiefsinniger Vers. Unmittelbar nach dem Hören dieses Verses durchbrach Bahiya die letzte Schranke und erreichte auf der Stelle das Nirvana.

Leider endet Bahiyas Geschichte hier. Wenige Stunden nach seinem Nirvana ging ein Bulle auf ihn los und tötete ihn.

Vers 101

Der Vers 101 des Dhammapada bezieht sich auf dieses Ereignis.

Der Buddha erzählt seinen Schülern, dass Bahiya das Nirvana bereits nach dem Hören eines Verses erreichte. Ein Mönch fragte, wie es möglich sei, dass ein einziger Vers zum Nirvana führe, und der Buddha antwortete:

Besser als tausend Verse aus nutzlosen Worten ist eine einzelne hilfreiche Zeile, die Dir Ruhe bringt.

(Dhammapada, 101)