Erfolg ist verdächtig

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Erfolg ist in Deutschland per se verdächtig. Deshalb war es auch nur eine Frage der Zeit, bis jemand Amazon in die Pfanne hauen würde. Richtig: Der Laden ist inzwischen extrem marktdominant. Richtig ist aber auch: Wenn man da was bestellt, klappt das alles reibungslos. Pünktlich und picobello. Auch aus UK und US.

So was muss ja nicht schlecht sein, und sei's rein zur Abwechslung.

Ja, aber deswegen müssen dann die kleinen Buchhandlungen alle schließen!

Manche ja. Buchhandlungen mit guter Stammkundenbindung (weil guter Beratung in zumindest einem Segment) haben eine Chance. Diejenigen, die einen Kunden wie Scheiße behandeln, weil er ein gerade vom Mainstream verrissenes Buch bestellen möchten (führen wir nicht), eher nicht. Manchmal muss man sich eben neu erfinden: In der Innenstadt hat ein Buchhändler einen Teil seines Ladens zum Café umgebaut: Kaffee, Kuchen, Bücher. Funktioniert. Der Weltbild-Ramschladen daneben hat allerdings gerade zugesperrt.

Das grundsätzliche Problem ist aber: wenn wir ein TV-Format für 45 Minuten superkritischen investigativen Enthüllungsjournalismus die Woche schaffen, müssen wir die auch füllen. Falls es dann dummerweise gerade nichts zu enthüllen gibt — und auch die Kernkraftwerke sich dreist weigern, der Reihe nach hochzugehen — haut man halt irgendeinen in die Pfanne, der sowieso zu groß geworden ist.

Der Bessermensch boykottiert dann ganz eifrig, und wenn er Erfolg damit hatte und zum Beispiel die Schlecker-Frauen endlich alle gar keine Arbeit mehr haben, ruft er betroffen nach dem Staat.