Politthriller und die Realität

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Der Politthriller-Klassiker Ross Thomas ist jetzt (endlich) in einer guten Werkausgabe erschienen. Dazu habe ich in der FAZ einen wirklich schönen und treffenden Artikel gefunden. Dort heißt es unter anderem:

Der völlige Mangel an moralischer Erbauung ist neben seinem Witz, seinem Röntgenblick und der soziologischen Schärfe der Beobachtung das auffälligste Merkmal seines Schreibens.

Oder:

Wer sich in diesen Tagen über das Ausmaß der staatlichen amerikanischen Telefon- und Internetspionage wundert, hat Ross Thomas nicht gelesen.

Und es findet sich auch ein gut gewähltes Zitat, das den Stil von Ross Thomas treffend kennzeichnet. Was für Autoren der Normalklasse eine lästige Pflichtübung ist, die Ortsbeschreibung, wird bei Thomas zum Kleinod:

Wahrscheinlich kann man ein paar tausend Lokale wie Mac’s Place in New York, Chicago oder Los Angeles finden. Sie sind dunkel und still, die Möbel schon etwas abgewetzt, der Teppich durch verschüttete Getränke und Zigarettenasche zu einem unbestimmbaren Farbton verblasst, der Barmann freundlich und flink, aber taktvoll genug, keine Bemerkung zu machen, wenn man mit der Frau eines anderen hereinkommt. Die Getränke sind kalt, großzügig bemessen und etwas teuer, der Service ist bemerkenswert, und die Küche, wenn sich die Speisekarte auch auf Hähnchen und Steaks beschränkt, serviert wirklich sehr gute Hähnchen und Steaks.

Ross Thomas im Alexander-Verlag