Nächtlicher Besuch

Geschrieben von am .

Letzte Nacht wurde ich wach, weil etwas nicht gerade kleines im Zimmer umher flatterte. Das Fenster war gekippt, und das Viech hat sich offensichtlich durch den Spalt gezwengt. Ich mache Licht, sogleich landet es in der Nähe des Heizkörpers.

(Fledermaus auf Fußboden)
Die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)
wird bis 6½ cm groß und 23 Gramm schwer.

Als ich mich nähere, verschwindet der Vogel unter dem Heizkörper. Im Licht der Taschenlampe sehe ich: es ist gar kein Vogel. Sondern eine Fledermaus.

Und nun?

Ich öffne das Fenster ganz. Doch wie kann ich sicher sein, dass die Fledermaus in der Nacht das Weite sucht? Kann es sein, dass bereits die Suche nach Überwinterungsmöglichkeiten begonnen hat? Ich muss morgen weg und komme erst frühestens in vier Tagen zurück, das Fenster kann ich so lange nicht offen lassen.

Falls das Tier bleibt und sich meiner Suche entzieht (das Zimmer bietet viele Versteckmöglichkeiten, nicht nur für Fledermäuse, leider auch für Hausspinnen), was kann ich außer einer Schale Wasser hinstellen, damit es vier Tage überleben kann?

Fragen über Fragen.

Zum Glück ist guter Rat nicht teuer, und ich bitte im Forum für Naturfragen um Hilfe: Was mache ich mit der Fledermaus in meinem Zimmer?

Und schon nach kurzer Zeit die Antwort:

Es sind also eher noch unerfahrene Jungtiere, die Tagesverstecke zu suchen. Gerade wenn die Nächte kühler und länger werden, jagen die Fledermäuse vorwiegend abends, machen dann eine längere Pause und fliegen dann oft nochmals gegen die Morgendämmerung zu, eben dann wenn am meisten Nachtfalter und andere Insekten unterwegs sind. Ich denke also, dass für die Fledermaus die Nacht noch nicht gelaufen ist und sie von alleine ausfliegt.

Kurz nachdem ich das Licht gelöscht hatte, flatterte die Fledermaus wieder im Zimmer umher, wollte aber noch nicht raus, sondern suchte wohl einen Platz zum gemütlichen Abhängen. Lackiertes Holz, Rauhfasertapeten und die Tür bieten aber keinen Halt, und so fand ich das Tier auf dem Boden und hab es schnell erkennungsdienstlich behandelt.

Jetzt hab ich dich dachte ich, und hab ein Handtuch darüber geworfen, aber während Vögel dann still halten, robbte die Fledermaus unter dem Handtuch hervor und schrie dabei, überraschend laut. Eine Fledermaus ist halt kein Vogel.

Was dann kam, war zum Brüllen komisch: ein kleines Männlein, das einen dunklen, zu weiten Umhang fest um sich zieht, läuft/robbt über den Boden, kreischt ab und zu, und knallt immer wieder, so als ob jemand deutlich größerer mit dem Fuß auf den Boden aufstampfen würde.

Ich habe das so verstanden, dass es in Ruhe gelassen werden will. Die Fledermaus hat es sich unter/neben/in meinem Rucksack gemütlich gemacht, ich im Bett, und am Morgen war sie — wie vorhergesagt — entschwunden. Auf den Fahndungsfotos wurde sie im Forum als Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) bestimmt.

Hihi, und dank der Ratschläge und Erklärungen musste ich, anders als die hier, weder die Polizei rufen noch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Danke ans Forum!