Kolumnisten

Geschrieben von am , übersetzt von am .

In Washington, where the rice paddies of self-importance are nourished with the night soil of mendacity, columnists are viewed with the seriousness properly reserved for lung cancer. This is ridiculous. Columnists, the rodent class of journalism, have the dignity of carney barkers and merit the social standing of bellhops. It’s a living. For most of us, barely.

In Washington, wo die Felder der Selbstgefälligkeit mit dem Fäkaldünger der Verlogenheit gedüngt werden, betrachtet man Kolumnisten mit einer Ernsthaftigkeit, die besser für Lungenkrebs reserviert wäre. Das ist lächerlich. Kolumnisten, die Nagetier-Klasse des Journalismus, haben die Würde von Marktschreiern und verdienen die soziale Stellung von Hotelpagen. Es ist ein Broterwerb. Für die meisten von uns ein ärmlicher.

A columnist’s job is to tell readers things that they already believe. His function is purely confirmatory. What he confirms may be nonsense, and often is, but this is irrelevant. There is after all everywhere a boom market in nonsense.

Die Aufgabe eines Kolumnisten ist es, den Lesern Dinge zu erzählen, die sie schon glauben. Seine Funktion ist rein bestätigend. Was er bestätigt, kann Unsinn sein — und ist es oft, aber das ist irrelevant. Letztlich boomt der Mark für Geschwätz doch überall.

Liberals read liberal columnists to be told liberal things, conservatives, conservative, feminists, feminist. All want to be assured that their vacuous and pernicious delusions are the bedrock of cosmic truth. Readers of columns do not want to learn anything. Most want to be protected from it.

Liberale lesen liberale Kolumnisten, um liberale Dinge gesagt zu bekommen, Konservative konservative, Feministinnen feministische. Alle wollen darin bestärkt werden, dass ihre geistlosen und schädlichen Wahnvorstellungen das Fundament der kosmischen Wahrheit sind. Leser von Kolumnen wollen nichts lernen. Die meisten wollen davor bewahrt werden.

Consistency is a columnist’s indispensable stock in trade. He must never tell his readers anything that they do not hold to be sacred lore. Thus an aspiring columnist is wise to choose an ideological position – it doesn’t matter which – and never, ever stray from it. Whether he believes it is not important.

Konsistenz ist das unverzichtbare Handwerkszeug des Kolumnisten. Er darf seinen Lesern niemals etwas erzählen, das diese nicht für heilige Überlieferung halten. So ist ein angehender Kolumnist gut beraten, eine ideologische Position zu wählen — welche ist egal — und auf gar keinen Fall davon abzuweichen. Ob er selbst daran glaubt, ist unwichtig.

I once read of a columnist, perhaps in the Thirties, a savage conservative who eventually drew the ire of a leftish columnist on another paper, who began a campaign to have the conservative fired. The dispute became ugly with unpleasant accusations being traded. Lawsuits were threatened. Public interest became intense. Then it transpired that the two were the same man. Charged with lack of journalistic integrity, he responded that readers wanted to see their prejudices ventilated in lively prose. He was, he said, doing it for both sides. Stores sold more than one product. Why shouldn’t he?

Ich las einmal von einem Kolumnisten, so in den dreißiger Jahren, ein Stockkonservativer, der sich irgendwann den Zorn eines linken Kolumnisten einer anderen Zeitung zuzog; dieser begann eine Kampagne, um den Konservativen um seinen Job zu bringen. Der Streit wurde häßlich, üble Beschuldigungn wurden erhoben, Klagen wurden angedroht, das öffentliche Interesse wurde riesig. Dann stellte sich heraus, dass die beiden ein und derselbe Mann waren. Als ihm ein Mangel an journalistischer Integrität vorgeworfen wurde, antwortete er, dass die Leser ihre vorgefassten Meinungen in lebhafter Prosa erörtert sehen wollten. Er habe dies für beide Seiten getan. Geschäfte verkauften mehr als ein Produkt. Warum sollte er das nicht tun?

In columnists, editors of newspapers value predictability, not thought. They want the writer to say the sorts of things he is expected to say. They do not want waves. They do not want to be surprised, to learn in alarm that “Smith said what? About who? Oh Jesus. Oh Jesus….” and have to put out fires and explain that Smith really meant something different from what he did say and obviously meant. They want columnists they won’t have to think about to fill accepted slots: George Will, for example, conservatism’s milkmaid, to say mild and vaguely right-leaning things to give the paper the claim of even-handedness without having a trace of it. Pat Buchanan, a hard-nosed paleoconservative but understands the rules and limits. Ellen Goodman, the female liberal. Walter Williams, the black conservative who can say things that the editors think but dare not say.

Herausgeber von Zeitungen schätzen bei Kolumnisten die Vorhersagbarkeit, nicht die Gedanken. Sie wollen, dass der Autor die Sachen schreibt, die er schreibt soll. Sie wollen keine Aufregung. Sie wollen nicht überrascht werden, um in Panik zu erfahren: Schmidt schrieb was? Über wen? Oh Jesus. Oh Jesus …, sie wollen nicht den Brand löschen und erklären müssen, dass Schmidt in Wirklichkeit etwas anderes meinte als das, was er schrieb und offensichtlich meinte. Sie wollen Kolumnisten, über die sie nicht nachdenken müssen, und die sollen akzeptierte Rubriken füllen: George Will zum Beispiel, das Milchmädchen des Konservatismus, der sanfte und irgendwie rechtslastige Dinge sagt, um der Zeitung einen Anschein von Ausgewogenheit zu geben, ohne dass sie eine Spur davon hat. Pat Buchanan, ein kompromissloser Paläokonservativer, er versteht aber die Regeln und Grenzen. Ellen Goodman, die weibliche Liberale. Walter Williams, der schwarze Konservative, der Dinge sagen kann, die die Redakteure zwar denken, aber nicht wagen auszusprechen.

Consistency is vital because readers are easily confused. For example, a conservative columnist is expected to say that we must spend obscene amounts on thermonuclear weapons to fend off nonexistent threatening nations seeking to destroy our freedoms and children and pollute our precious bodily fluids. His readers will say, “Ah! Just so. Smith understands reality, unlike those sissy liberals.” If Smith then says that we must save the redwoods, the readers go into column-shock, fall prey to an unpleasant uncertainty, a sensation that something is fundamentally wrong with the world. “Huh? Red… No, this is all wrong. He is supposed to say….”

Konsistenz ist wichtig, weil Leser leicht verwirrt werden können. Zum Beispiel wird von einem konservativen Kolumnist erwartet zu schreiben, dass wir obszöne Beträge für thermonukleare Waffen ausgeben müssen, um nicht existierende bedrohliche Nationen abzuwehren, die unsere Freiheiten und Kinder zerstören und unsere kostbaren Körperflüssigkeiten verschmutzen wollen. Seine Leser werden sagen: Ah! Genau das. Schmidt versteht die Realität, anders als diese verweichlichten Liberalen. Wenn Schmidt aber schreibt, dass wir die Mammutbäume retten müssen, erleiden die Leser einen Kolumnen-Schock und fallen einer unangenehmen Unsicherheit anheim, dem Gefühl, dass etwas mit der Welt grundsätzlich falsch ist: Was, Mammut…? Nein, das ist alles falsch. Er sollte schreiben …

This reader will then stop reading Smith. Here is another rule of the column racket: One lapse from the expected can undo years of slavish conformity. An arch liberal of the most impeccable unoriginality can for years write unobjectionable boilerplate, but let her lapse once into opposition to abortion and she is done. To err is human, to forgive isn’t.

Dieser Leser hört dann auf, Schmidt zu lesen. Hier ist eine andere Regel des Kolumnen-Geschäfts: Eine kleine Abweichung von den Erwartungen kann Jahre sklavischer Konformität zunichte machen. Eine Erzliberale von makelloser Unoriginalität kann für Jahre einwandfreie Textbausteine schreiben, aber ein Ausrutscher als Abtreibungsgegnerin und sie ist erledigt. Zu irren ist menschlich, zu vergeben ist es nicht.

Columnists are often said to be opinion leaders, but in secret moments of honesty we know we aren’t. No. We are shameless panders. Like manufacturers of dog food we produce an expected product, of only sufficient quality that the dog does not actually die. Almost never do we change anyone’s mind.

Kolumnisten werden oft als Meinungsführer bezeichnet, aber in heimlichen Momenten von Ehrlichkeit wissen wir, dass wir das nicht sind. Nein. Wir sind schamlose Zuhälter. Wie Hersteller von Hundefutter produzieren wir das erwartete Produkt, von einer Qualität gerade mal ausreichend, dass der Hund nicht sofort stirbt. Praktisch nie ändern wir die Ansicht von irgendwem.

We get letters attesting our unrivaled brilliance, felicity of language, razor-like logic, and superb grasp of the material, but the writers mean only that we agree with them. We get letters saying that we have no grasp, miss the essence of the matter, and should stop spreading our childish and malign error, by which they mean that they do not agree with us. What we almost never get is a letter, “I hadn’t thought of that. I see that you are right. Thank you for….”

Wir bekommen Briefe, die unsere unvergleichliche Brillanz bezeugen, die geschickte Sprache, die rasiermesserscharfe Logik und unsere hervorragendes Sachkunde; aber die Schreiber meinen nur, dass wir mit ihnen übereinstimmen. Wir bekommen Briefe, die sagen, dass wir nichts verstehen, das Wesen der Sache verfehlen und aufhören sollten, unsere kindischen und niederträchtigen Verirrungen zu verbreiten; damit meinen sie, dass sie uns nicht zustimmen. Was wir fast nie bekommen, ist ein Brief: Daran hatte ich nicht gedacht. Ich sehe, dass Sie recht haben. Danke für ….

A column is a charlatan’s game involving bait-and-switch, sleight-of-hand, and shoddy goods covered in shiny lacquer. The columnist works with only a few used ideas because mankind has only a few. He arouses always the same emotions for the same reason: greed, hostility, schadenfreude, self-righteousness, derision. He must package these gewgaws, often in complete dereliction of reason, under voracious deadlines, and make them seem sufficiently new and cogent that the editors won’t notice their tired antiquity.

Kolumnen sind eine Branche für Betrüger, mit Lockvogeltaktiken, Fingerfertigkeit und schäbiger Ware in glänzender Hülle. Der Kolumnist arbeitet mit nur wenigen ausgelaugten Ideen, weil die Menschheit nur wenige hat. Aus demselben Grund weckt er immer dieselben Emotionen: Gier, Feindseligkeit, Schadenfreude, Selbstgerechtigkeit, Spott. Er muss diesen Mist bei oftmals völligem Verzicht auf Vernunft innerhalb aggressiver Fristen in einen Artikel packen und diesen hinreichend neu und stichhaltig aussehen lassen, damit die Redakteure die langweilige Verstaubtheit nicht bemerken.

While we have no effect on the public, the public has an effect on us. To write a column is to become an ashen-souled cynic despairing of the human species, and indeed despising it. The columnist may take to drink, and brood on the corrective virtues of thermonuclear war. (“Are there deadlines after a thermonuclear war?” he wonders.) The cause of this melancholy is his mail or, today, comments on the internet. Contemplation of these might lead to suicide, except that hell might be filled with internet commenters. He clings to life.

Wenn wir auch keine Auswirkung auf die Öffentlichkeit haben, die Öffentlichkeit hat eine Wirkung auf uns. Eine Kolumne zu schreiben bedeutet, zum Zyniker mit einer toten Seele zu werden, der an der menschlichen Rasse verzweifelt und sie tatsächlich verachtet. Der Kolumnist kann zum Trinker werden und über die nützlichen Auswirkungen eines thermonuklearen Krieges nachdenken. (Gibt es noch Deadlines nach einem thermonuklearen Krieg?, fragt er sich.) Die Ursache dieser Melancholie sind die Leserbriefe, oder heute die Kommentare im Internet. Deren Betrachtung könnte zum Suizid führen, bestände nicht die Gefahr, dass die Hölle voller Internet-Kommentatoren ist. Deshalb klebt er am Leben.

Commenters are the graveworms of the intellect. Many will not have have understood what he wrote. Some seem not to have read it. He thinks that perhaps he did not express himself well, and checks. No, he was clear as gin. He is being taken to task, perhaps vilely, for something he didn’t say perhaps opposite to it. “Oh god, oh god,” he thinks. “Illiterates who can read, sort of. I need a drink.”

Kommentatoren sind die Maden des Intellekts: viele haben nicht verstanden, was er geschrieben hat; einige scheinen es nicht einmal gelesen zu haben. Er befürchtet, dass er sich vielleicht nicht gut ausgedrückt hat, und prüft nach: Nein, er war so klar wie Gin. Er wird getadelt, vielleicht heftig, für etwas, das er nicht gesagt hat, vielleicht sogar dessen Gegenteil. Oh Gott, oh Gott, denkt er, Analphabeten, die lesen können. Ich brauche einen Drink.

Next come the gas-station louts who, to judge by commenters, make up most of humanity. They are hostile, angry, churlish, don’t like anything, and usually have the intelligence one associates with microcephalic lemurs. It is nothing that could not be cured with a baseball bat, but there is usually a dearth of opportunity.

Als nächstes kommen die rüpelhaften Penner, die wenn man nach Kommentatoren urteilt, den Großteil der Menschheit ausmachen. Sie sind feindselig, wütend, ungehobelt, sie mögen überhaupt nichts, und haben in der Regel die Intelligenz, die man mit mikrozephalischen Lemuren verbindet. Das ist nichts, was nicht mit einem Baseballschläger kuriert werden könnte, nur fehlt normalerweise die Gelegenheit dazu.

There is a reason why journalists worthy of the name – before the arrival of pantied Princtonians worried about confusingly denominated bathrooms – were ashen-souled, chain-smoking drunken cynics with the optimism of a man on death row. Exposure to the human race will do that. And does. And has.

Nicht ohne Grund waren Journalisten, die ihren Namen verdienen, — schon vor dem Auftauchen der Princeton-Studentösen, die sich über verwirrende Toiletten-Schilder aufregen — Zyniker mit einer toten Seele, Kette-rauchend und oft betrunken, mit dem Optimismus eines Mannes in der Todeszelle. Der Kontakt mit der menschlichen Rasse wird das bewirken. Und tut es. Und hat es immer getan.

Ich danke Fred Reed für die freundlichen Erlaubis zur Übersetzung.
Der Original-Text ist zwischen den Absätzen versteckt und
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Bei groben Übersetzungsfehlern bitte ich um einen kurzen Hinweis.