Olefine

Im Lande Chemikalien lebt einst das kleine Mädchen Olefine, das von seiner Mutter zur Trypanos-Oma nach Heisenberg am Poly-Meer geschickt wurde. Um dieser eine Freude zu machen, stellte sich Olefine einen Tag vor der Reise in die Küche, röstete Kosi-Nüsse und Atomkerne im Witt'schen Topf in Fuselöl auf dem Knallgasherd und würzte mit Glaubersalz. Zusammen mit Quadrat-Wurzeln, einer Woulff'schen Flasche voll Meerwein und Re-Torten packte sie alles in einen Korb bis zur Kammersättigung.

Als am nächsten Tage die ersten Röntgenstrahlen die Atmosphäre erhellten und die Tur-Binen summten, begab sich Olefine ins Badezimmer, nahm ein Sandbad, vergaß auch die Verseifung nicht und spülte hinterher gründlich unter der Wasserstrahlpumpe mit Scheidewasser nach.

Denn begann sie sich für den Besuch bei der Trypanos-Oma herauszuputzen: sie zog ihr Kalottenmodellkleid aus ultraviolettem Stick-Stoff an, setzte ihr infrarotes PVC-Käppchen auf, packte ihre Windhose ein und schmückte sich mit Raschig- und Benzolringen sowie Kohlenwasserstoffketten. Zuletzt desodorierte sie sich mit ätherischen Ölen.

Nachdem sie im Volkempfänger die letzten Radioaktivitäten vernommen und sich von ihren Kons-Tanten und Basen verabschiedet hatte, machte sie sich so nobel gekleidet auf den Weg, aber nicht ohne ihren Hund Dyna mitgenommen zu haben. Die ersten 5000 Pyknometer fuhr sie mit Kutscher-Streudel, der seinem Wallach ordentlich die Peitsche gab.

Den Rest des Weges mußte sie zu Fuß gehen. Die Straße schlängelte sich in großen Sinuskurven durch das Wellental in den Ostwald, wo Olefine noch schnell einige große Heiz-Pilze sammelte. Dort traf sie auch Wolf-Kizner, der ihr beinahe mit seinen Spin-Quanten auf die Füße trat. Auf der Wasserstoff-Brücke über den Wechsel-Strom (kurz vor Salzgitter) kamen ihr einige Radikale entgegen, die ihr Schliff-Fett schon weghatten.

Als wenig später die ersten Aqua dest.-Tropfen auszufallen begannen, betätigte sie ihren Regenschirmmechanismus und dachte schon an Waldenumkehr, ging aber dann doch weiter, am Beilstein vorbei und um die Siedekurve, wo sie beinahe über einen Braunstein gestolpert wäre. Als sie noch überlegte, welche Tri-Ode sie ihrer Trypanos-Oma nach ihrer Ankunft vortragen sollte, sah sie plötzlich Diter Pene. Er kaut Schukolade, während er so dasteht, mutmaßte sie, hatte Bleiglanz in den Augen und verfile von einem Komplex in den nächsten. Darauf dacht sie: den lieb ig!

Und so entstand bald die erste Elektronenpaarbindung, bei der sehr viel Bindungsenergie frei wurde. Da auch Diter Pene Olefine sympathisch fand, gingen sie das letzte Stück des Weges gemeinsam nach Heisenberg und trafen dort dir Trypnos-Oma in ihrer Sesselform an. Bei einem Becherglas voll Ponndorfer Meerwein besiegelten Olefine und Diter Pene ihre homogene Kation-Anion-Beziehung, und wenn inzwischen keine Nebenreaktion eingetreten ist, leben sie noch heute in einem spannungsarmen Zustand.