Auf DVD: Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings)
Teil 1: Die Gefährten (The Fellowship of the Ring) Teil 2: Die zwei Türme (The Two Towers) Teil 3: Die Rückkehr des Königs (The Return of the King) USA/Neuseeland 2001-2003, Regie: Peter Jackson, mit Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, Miranda Otto, John Rhys-Davies, Andy Serkis, Bernard Hill, Billy Boyd, Dominic Monaghan, David Wenham, John Noble, Karl Urban, Hugo Weaving, Liv Tyler, Cate Blanchett, Christopher Lee
Vorspann: Zu den Büchern, die lange Zeit für unverfilmbar gehalten wurden,
zählte zweifellos Der Herr der Ringe
von JRR Tolkien. Mit fortschreitender Tricktechnik
war es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis die Welt der Mittelerde mit all ihren Fabelwesen
adäquat umgesetzt werden konnte. Blieb natürlich noch der damit verbundene und unvermeidliche
Aufwand. Von vornherein war klar, dass eine Leinwandadaption des Mammutromans eines der
kostspieligsten Projekte der Filmgeschichte werden musste. Der Neuseeländer Peter Jackson wagte
es schließlich, erfüllte sich damit einen Jugendtraum und wurde mit einem Haufen Oscars belohnt.
Inhalt: Also, zum Inhalt schreibe ich jetzt nichts, denn a) lässt der sich ohnehin nicht in ein paar Zeilen wiedergeben, b) ist der sowieso den meisten bekannt und c) kann man ihn auf derzeit ungefähr 300.000 Webseiten nachlesen.
Filmgeschichtlich bedeutsam, weil: Peter Jackson drehte alle drei Teile der Geschichte in einem Rutsch und sparte dadurch Unmengen an Geld (da die gesamte Logistik nur einmal zu bewältigen war) und konnte sowohl bei Ausstattung als auch bei der Laufzeit anständig klotzen. Die insgesamt etwa neuneinhalb Stunden lange Kinofassung wirkt dabei an etlichen Stellen sogar noch relativ fragmentatisch, wenn Zusammenhänge nur angedeutet werden oder sogar für Nichtleser des Romans im Unklaren bleiben. Die Rolle von Christopher Lee landete im dritten Teil zunächst komplett im Schnittabfall, was den Ex-Dracula verständlicherweise erboste. Erst die deutlich längere DVD-Version (672 Minuten) konnte solche Lücken einigermaßen kitten.
Dabei ist die gesamte Trilogie von den Schauwerten her kaum für heimische Bildschirme entworfen (auch wenn die inzwischen qualitativ weit von den tristen Glotzen früherer Jahrzehnte entfernt sind). Das ist Kino in Reinkultur. Jackson bombardiert sein Publikum geradezu mit Bildern, die es so auf der Leinwand noch nie zu sehen gab. Wenn er zum Beispiel im dritten Teil die vermutlich größte Schlacht der Filmgeschichte anzettelt und dabei unermüdlich seine (meist aus dem Computer stammenden) Statisten gegen die Heere der Orks anrennen lässt, erweist er sich als einer der wenigen echten Visionäre des heutigen Kinos.
Das gilt vor allem deshalb, weil er die Effekte stets in den Dienst der Geschichte stellt und zum Beispiel in geschickter Parallelmontage von der gefährlichen Reise der Hobbits Frodo und Sam erzählt, die von ihrem Führer Gollum fast ins Verderben gezogen werden. Anders als viele seiner Nachahmer bleibt Jackson also ein im besten Sinne konservativer Geschichtenerzähler, der es mühelos schafft, das Zuschauerinteresse stundenlang zu fesseln.
Natürlich kennt sich Jackson in der Filmgeschichte gut aus, und Einflüsse von Sergej Eisenstein, David Wark Griffith oder auch Leni Riefenstahl sind gelegentlich erkennbar, ohne dass Jackson dabei plump abkupfert; das hat er nicht nötig.
Nichtsdestotrotz bleiben kleinere Probleme: Die darstellerische Palette von Hauptdarsteller Elijah Wood ist arg begrenzt, und gerade im ersten Teil bewegt sich sein Gesichtsausdruck mehr oder weniger konstant zwischen säuerlich-sorgenvoll, säuerlich-bangend und säuerlich-besorgt. Und auch die letzte halbe Stunde ist misslungen. Nachdem die letzte Schlacht geschlagen, der Ring vernichtet, der neue König gekrönt ist, klappert der Film noch endlos nach. Dann erfahren wir unter anderem, wie Sam heiratet, dass er und seine Frau Kinder bekommen, dass Frodo ein Buch schreibt, schließlich mit einem Schiff ins güldene Licht wegsegelt und dass die anderen Hobbits Rotz und Wasser dazu heulen. Das ist alles furchtbar kitschig und sentimental.
Doch insgesamt bietet Peter Jackson beste Fantasy-Unterhaltung und vermittelt in Zeiten eines ansonsten oft erschreckend lieblosen 08/15-Kinos noch ein wenig davon, was es heißt, leidenschaftlicher Filmemacher zu sein.
Abspann: Bei dem gigantischen Erfolg der Trilogie (Gesamteinspiel an den Kinokassen:
über drei Milliarden Dollar) blieb es natürlich nicht aus, dass in der Folge pünktlich zur
Weihnachtszeit alle möglichen Fantasy-Romane verwurstelt wurden, um in Jacksons Fahrwasser
abzukassieren. Keines dieser (Mach-)Werke blieb sonderlich lang im Gedächtnis,
außer vielleicht der totalen Inkompetenz wegen (Eragon
).