Auf DVD: Tarantula
Science Fiction, USA 1955, Regie: Jack Arnold, mit John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll
Intro: Es gab einmal eine Zeit, da war Science Fiction alles andere als Mainstream.
Da galt das ganze Genre pauschal als Schund, wobei freilich nicht wenige Produkte diesem
Klischee alle Ehre machten, in Wort und Bild. Im Kino mussten solche Stoffe in den 50er Jahren
vor allem billig sein. Es kam gar nicht in Frage, dass ein Produzent - wie heute - ein
Riesenbudget in einen Monsterheuler gesteckt hätte. Dementsprechend waren die SF-Filme vor
Kubricks
2001: Odyssee im Weltraum
fast ausschließlich
B- und C-Filme.
Unter den wenigen Regisseuren, die auch mit den notorisch schmalen Budgets und zweitrangigen
Stars Klassiker fabrizieren konnten, zählt ohne Zweifel Jack Arnold.
In seiner besten Zeit (Mitte der 50er Jahre) schuf er in rascher Folge mindestens drei
Meisterwerke: Der Schrecken vom Amazonas
(1954), Die unglaubliche Geschichte des Mr. C
(1957) und natürlich den Lieblingsfilm aller Arachnophoben: Tarantula
.
Inhalt: Biologe Professor Deemer hat eine Nährlösung entwickelt, die für alle Zeiten das Hungerproblem aus der Welt schaffen soll. Seine Versuchstiere neigen allerdings zu arg übertriebenem Wachstum, darunter auch eine Tarantel. Als einer von Deemers Assistenten ausrastet und das Labor demoliert, reißt sie natürlich aus, krabbelt durch die Wüste, mampft ganze Pferdekoppeln leer und wächst unterdessen auf die Größe eines Mehrfamilienhauses an. Als sie sich dem Städtchen Desert Rock nähert, muss das Militär ran. Aber Sprengstoff und Raketen halten das Viech nicht auf …
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Jack Arnold setzte für seine extrem billigen, aber durchaus gelungenen Trickaufnahmen ausschließlich echte Spinnen ein, die er mittels schlichter Doppelbelichtung in die karge Wüstenszenerie kopierte. Primitiver geht's wirklich nicht mehr. Sieht aber immer noch erstaunlich gut aus.
Budgetbedingt fehlen auch die heute üblichen Zerstörungsorgien (verwüstete Städte und all das Zeug). Aber das ist beileibe kein Mangel. Arnold ist kein Roland Emmerich, der in seinen Filmen stets einer infantilen Zerstörungswut frönt und sich für innere Logik seiner Geschichten einen Dreck schert; Arnold inszeniert von Anfang an geradlinig und schnörkellos, und nebenbei erfand er hier einen Schock-Gag, der heute von anderen Filmemachern bis zum Erbrechen kopiert wird: die plötzlich ins Bild kommende Hand (o Schreck!), die sich dann natürlich als völlig harmlos erweist (uffz!). Kein Teenie-Slasher-Film kommt heute ohne eine solche Szene aus, aber keiner schafft es so simpel und effektiv wie Arnold.
Monsterfilme gab es viele in den 50er Jahren, nicht nur in den USA. In Japan amüsierte sich ab
1954 Godzilla
beim Zertrampeln von Großstädten, und bis zum Ende des Jahrzehnts wurden
alle möglichen Riesenviecher auf die Menschheit losgelassen. Wie weit Tarantula
dem Gros seiner Konkurrenz überlegen war, macht ein Vergleich etwa mit The Giant
Claw
(1957) deutlich (übrigens auch mit Mara Corday, Trailer
hier,
unbedingt anschauen!).
Ach ja, ein Hinweis darf natürlich nicht fehlen: Der Bomberpilot, der am Ende von Tarantula
dem Krabbeltierchen eine Dosis Napalm verabreicht, ist kein geringerer als Clint Eastwood in
einem seiner ersten Filmauftritte.
Abspann: In Die unglaubliche Geschichte des Mr. C
variierte Arnold noch einmal
das Spinnenthema, allerdings ließ er diesmal nicht das Tier wachsen,
sondern einen Mann schrumpfen, bis er sich in seinem Keller ein Duell mit einer Hausspinne
liefern muss - ebenfalls immer noch sehenswert.