Die Lehre des Buddha

Das österreichische Fernsehen gibt in der Sendereihe Religionen der Welt den Religionsgemeinschaften die Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Dies ist eine Mitschrift der Sendung vom 12. Dezember 1996.

(Rev. Genro Koudela - Buddhistische Religionsgesellschaft)

Der Buddhismus wird als Weltreligion angesehen, aber in seiner Essenz ist er keine Religion, sondern vielmehr eine Wissenschaft des Geistes. Shakamuni Buddha betrachtete alle Religionen als nicht zufriedenstellend und betonte wiederholt die Notwendigkeit der Erfahrung sowie des vernuftmässigen Verstehens und Überprüfens auf dem Gebiet der Religion.

Buddha war sehr von den Nöten des menschlichen Daseins beunruhigt, die ihn letzlich zur Suche nach der Wahrheit trieben. Seine Lehre bezieht sich ausschließlich auf den Menschen, und so kann behauptet werden, dass der Buddhismus von Anfang an mit den Problemen des Menschen beschäftigt war.

Für Buddha wie für alle, die seiner Lehre folgen, war die Meditation der Weg, persönliche Integration zu erlangen. Sie ist die Praxis, die Erkennen und Erleuchtung in die wahre Natur unseres Selbst und der Welt bringt.

Auf Grund seiner tiefen Einsicht und Erkenntnis akzeptierte Buddha nicht die Existenz eines Schöpfergottes und ebenso lehnte er die Idee einer für sich existierenden Seele ab, obwohl er von der Möglichkeiten einer Erlösung sprach und diese auch lehrte.

Grundsätzlich lehrte er nichts anderes als die sogenannten vier edlen Wahrheiten. nämlich

  1. Leben ist Dukkha, was auf deutsch leidhaft, unerfüllend, unzulänglich, nicht zufriedenstellen bedeutet.
  2. Die zweiter der vier edlen Wahrheite lautet, dass es eine Ursache fuer Dukkha gibt.
  3. Die dritte edle Wahrheit besagt, dass es einen Weg zur Befreiung von Dukkha gibt.
  4. Und die vierte edle Wahrheit ist der Weg, der zur Befreiung von Dukkha fuehrt, nämlich der achtfache Pfad.

Dieser achtfache Pfad besteht aus drei Gruppen: Sittlichkeit, Konzentration bzw. Geistessammlung und Weisheit. Aufgegliedert sind das:

  1. rechte Einsicht
  2. rechte Absicht
  3. rechte Rede
  4. rechtes Tun oder Handeln
  5. rechter Lebenserwerb
  6. rechte Anstrengung oder Bemühung
  7. rechte Achtsamkeit
  8. rechte Konzentration

Wenn wir genügend Vernunft haben, nach einem spirituellen Weg zu suchen, haben wir bereits den ersten Schritt auf dem achtfachen Pfad getan, der von Weisheit geprägt ist. Die weiteren Schritte folgen auf Grund von Einsicht und Bemühen.

Einsicht und persönliche Erfahrung bilden die Basis zum buddhistischen Verständnis. Das Heil des Menschen besteht nach der Lehre des Buddhas in seinem Erwachen zur Wirklichkeit, zur Ganzheit - durch Überwindung von Gier, Hass und Verblendung bzw. Unwissenheit.

Daraus können wir sehen, dass es notwendig ist, an uns selbst zu arbeiten. Das angestrebte Ideal ist es, Weisheit und Mitgefühl für alle Wesen zu entwickeln, wobei Mitgefühl nur ein anderes Wort für Liebe ist.

Jeder Buddhist sollte sich immer wieder an die Lehrrede Buddhas erinnern, die er vor den Menschen im Land der Kalamer hielt, wo er sagt:

Kalamer, geht nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters. Wenn Ihr aber selbst erkennt: diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden - dann möget Ihr sie aufgeben.

Also, Buddha warnte vor jeder Autoritätsgläubigkeit, hat aber damit gleichzeitig unsere Selbstverantwortung hervorgehoben.