Frag nicht, was ich hier mache

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Ich hatte nie das Gefühl, auf diesen Planeten zu gehören. Ich wurde in eine reformierte jüdische Familie geboren, die zwar das Judentum nicht praktizierte, aber heftige Vorurteile hatte gegen alles, was nicht jüdisch war. Mein Vater, meine Schwester und ich selbst jedoch heirateten (beim zweiten Mal) Nichtjuden.

Ich ging in eine episkopalische Vorschule und war entsetzt, dass mein Gott mich für das Singen von Schönster Herr Jesu und Weihnachtsliedern totschlagen würde.

Im Kurs über vergleichende Religionswissenschaften führte ein völlig durchgeknallter Freikirchler mit Namen Hal Lingerman (ich denke, dass eins seiner Bücher so etwa Musik der Seele (vielleicht Die Geheimnisse großer Musik) mich in den Buddhismus ein, und in einer Ecke meines Hirns machte etwas klick. Ich verstand, ohne zu verstehen.

Als ich Nāgārjuna über die Leere las, nickte ich. Ich hatte immer an Reinkarnation geglaubt - tatsächlich hatte ich das Problem, das ich mich mehr identifiziere mit Menschen, die nicht mehr auf dem Planeten waren, also toten historische Persönlichkeiten wie Abraham Lincoln.

Die ganze Idee von Loslösung, Transzendenz, des gegenwärtigen Moments usw. war etwas, womit ich jeden Tag lebte. Die Sache mit dem Mitleid war jedoch leider meiner Natur allzu fremd.

Mit Zen kam ich gut zurecht, weil etwas in mir Stadtbandit sich mit der heftigen Unmittelbarkeit der Erleuchtung kombiniert mit ihrer Gewöhnlichkeit identifizierte.

Jedoch habe ich nie den großen Schritt zu zeriösem (ich lasse das so stehen) Zazen, weil ich dazu einer Gruppe beitreten müßte, und ich verabscheue allein den Gedanken daran, weil es mich an den exklusivsten aller Vereine, das Judentum, erinnert, ganz zu schweigen vom Christentum und anderen organisierten Religionen.

Ich habe Schwierigkeiten damit, zu etwas anderem Zuflucht zu nehmen als zu der dünnen Wohltätigkeit des Universums. Es ist ein Problem, dass ich glaube, dass die grundlegenden Wahrheiten aller Religionen gleichermaßen gültig sind. Denn wenn sie nicht alle gleichermaßen gültig sind, dann ist keine von ihnen gültig. Ich denke, dass Jesus Christus der zweitgrößte Buddha aller Zeit ist, und nur dem Dicken selbst nachsteht.

Ich las den FAQ-Eintrag über Kensho vom Kind, das einen Lehrer sucht. Ich weiß nicht, was zum Teufel das sein soll.

Ich selbst hatte zwei Erfahrungen:

  1. Während ich mich 1992 von einem Unfall erholte (ich war zu Fuß von einem Lastwagen überfahren worden), sah ich im Fernsehen einen Beitrag über den Sezessionskrieg. Auf dem Bildschirm erschien eine Photographie von Lincoln, und in dessen Gesicht sah ich ungefähr den gleichen Ausdruck, den einer der Beitragschreiber auf den Buddha Statuen sah. (Ich schätze, das Universum maßschneidert seine Nachrichten jeweils zu Symbolen, die eine Nationalität voll erfassen kann.) Ich sagte: Was auch immer in diesem Gesicht steckt, es ist notwendig für die menschliche Existenz. Ich suche noch immer nach diesem Frieden und dieser Ruhe.
  2. Ich erwähnte, dass ich nie auf diesem Planeten zuhause gefühlt habe, und das zu meinem unendlichen Bedauern ich ein kaltes, mitleidsloses (oder zu wenig mitfühlendes) Geschöpf war.
    Im April dieses Jahres betrachtete ich ein Photo der Person, die beschuldigt wurde, der Unabomber zu sein, und plötzlich und unmittelbar glaubte ich, in mein eigenes Gesicht, in mein eigenes Herz, in mein eigenes Gehirn zu schauen.

Was danach geschah, wird besser von Thich Nhat Hanh ausgedrückt:

Tief schauen bedeutet, etwas oder jemanden mit so großer Konzentration zu betrachten, dass die Unterscheidung zwischen Beobachter und Beobachtetem verschwindet. Das Ergebnis ist Einsicht in die wahre Natur der Sache. Wenn wir die Natur des Durchdrungensein (Interbeing) sehen, lösen sich die Barrieren zwischen uns und den anderen auf und Friede, Liebe und Verstehen werden möglich. Und wo Verstehen ist, wird Mitgefühl geboren.

Er hatte recht.

In diesem Moment spürte ich die Verbundenheit des Universums und verstand wirklich, dass Liebe sozusagen das Netzwerk des Universums ist. Ich fühlte zum ersten Mal in meinem Leben mütterlich. Ich verstand die Bemerkung des Dalai Lamas, dass jeder unser Vater und unsere Mutter ist.

Ich kann nicht sagen, dass ich Glück und Frieden erreicht habe, aber ich kenne jetzt den Grund für die Reise.

Ellis Windham