Wie ich Buddhist wurde

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Als ich aufwuchs, verbrachte ich einen großen Teil meiner Zeit damit, über Okkultes, Hexenkunst und Zauberei zu lesen. Ich hatte immer den Traum, dass ich eines Tage in einen Hexenkreis aufgenommen würde. Und tatsächlich wurde ich vor ungefähr 10 Jahren hier in Kalifornien initiiert.

Für ungefähr 10 Jahre war ich mit der Hexenkunst als meiner hauptsächlichen geistigen Orientierung verhältnismäßig zufrieden. Vor ungefähr so zwei Jahren begann sich dies zu ändern.

Vor ungefähr vier Jahren hatte ich ernsthaften Kontakt mit einem Mann, der mein Lebenspartner und Ehemann werden sollte. Er war, wie ich, in die Hexenkunst eingeführt, aber auch ein Vajrayana-Buddhist und hatte unter sowohl Nyingma- als auch Kagyü-Meistern geübt.

Ich hielt Abstand vom Buddhismus. Ich hatte immer gedacht, es sei ein negativer Weg, der die Welt zu fliehen und sich von den weltlichen Vergnügen zurückzuziehen suchte.

Was ich über die Meditationstechniken des Vajrasattva-Buddhismus (aus Tibet) gelernt hatte, faszinierte meine Phantasie; ich hielt das aber nicht für einen genügenden Grund, diesen Weg zu gehen.

Ich nahm an, dass einer der Voraussetzungen für den Weg des Buddhismus war, Zuflucht zu nehmen und zu deklamieren, dass man auf weltliches Glück verzichtet und Zuflucht sucht in der igur des Buddha, seiner Lehre und besonders der Gemeinschaft der Buddhisten.

Ich hatte geglaubt, dass so lange wie dieser Ritus so fest auf den Bereich des Buddhismus beschränkt, ich diesen nicht mit gutem Gewissen betreten konnte, weil ich keine Resignation fühlte über weltliche Belange (tatsächlich war ich im Allgemeinen ziemlich optimistisch) und auch nicht glaube, dass die Lehren des Buddhas alleine für meine eigenen geistigen Erforschungen ausreichend seien (da ich an Magie usw. interessiert war).

Unterdessen wurde mein Leben in der Fertigkeit weniger erfüllend für mich. Ich kann das nicht meiner Beziehung zuschreiben, da mein Partner auch in der Kunst war und wir reichlich Möglichkeiten hatten, zusammen und einzeln unsere Spiritualität zu üben.

Ich schätze, dass es mehr an Änderungen innerhalb meiner lag als an irgendwas äußerlichem, selbst wenn die konstanten Ego-Kämpfe, der Nahkampf und die Zankereien, die auch in traditionellen Gemeinschaften der Kunst weitergehen, an mir zu zehren begann.

Mein Partner, Michael, war ein ruhiger Buddhist und nicht wirklich allzu sehr daran interessiert zu missionieren, ein Merkmal, das ich bei Leuten jedes möglichen Glaubens zu bewundern pflege.

Schließlich erwähnte mein Partner in einem Gespräch eine bevorstehende Initiation (Wang) durch Bokar Rinpoche, den Stammhalter des Shangpa Kagyupas, zusammen mit dem Yangsi Kalu Rinpoche (die junge Reinkarnation des vorhergehenden Khyab Je Kalu Rinpoche).

Er fragte, ob ich mit ihm hingehen wollte. Deshalb mußte ich meine Befürchtungen wegen des Nehmens der Zuflucht zu überdenken, eines Ritus, den ich bis dahin nicht in Betracht ziehen wollte, der aber eine Vorbedingung für den Empfangen der Initiation durch den Lama war, Zuflucht zu:

Buddha,
so begann ich zu verstehen, war dieses Potential für erleuchtete Absichten und Verhalten in allen von uns, dieses Führungsprinzip, das uns erlaubt zu lernen und Weisheit anzusammeln.
Dharma
war tatsächlich all die Lehre, der einem half, um ein gewisses Niveau geistiger Realisierung zu erreichen.
Sangha
war für mich die ganze menschliche Gemeinschaft in ihrer Bemühung um Frieden und Harmonie.

Indem ich diese breiteren Deutungen von Buddha, von Dharma und von Sangha auf diese Art sah, war ich schließlich in der Lage, ehrlich Zuflucht zu nehmen, und nahm am Wangkur teil, an diesem besonderen Abend zu einer Übung des Vajrakilaya gemäß der Lehre des Sangthik Nyingpo.

Mir war nicht klar, wie diese Veranstaltung mein Leben ändern sollte:

  • Ich begann, aktiv Möglichkeiten zum Üben zu suchen, Lehrvorträge und Initiationen zu besuchen und andere Übende zu treffen.
  • Einige meiner ehemaligen Freunde fanden mein erhöhtes Interesse an der buddhistischen Praxis weniger interessant und wandten sich ab.
  • Andererseits habe ich beschlossen, den Kontakt zu anderen Bekannten zu verringern, mit denen meine Freundschaften bereits locker war.
  • Andere meiner Freunde aus der Kunst drückten eine Offenheit gegenüber und Neugier auf Buddhismus aus, die wirklich herzerwärmend war.
  • Mein Körper hat sich geändert, und ich habe jetzt aufgehört, Alkohol trinken, etwas, was ich zuvor zehn Jahre lang ohne Erfolg versucht hatte.
  • Ich genieße die Übung und finde, dass sie mein gesamtes Leben beeinflußt: das Leben wird eine Meditation.

Die Idee von Glauben an den Lama und Glauben an den Weg ist eine Lektion, die häufig in Lehrvorträgen behandelt wird. Ich schätze, dass ich kein sehr guter Buddhist bin, da letztendlich so wenig meiner Übung auf Glauben beruht. Eher sehe ich mich dabei, eine Menge zu experimentieren, während ich versuche, jegliche Ungläubigkeit und jegliches Urteil loszuwerden.

Das gibt mir die Möglichkeit, zuerst eine Technik oder eine Konzept zu lernen und nur nach Ausprobieren und Beweisen den Glauben daran zu erwerben.

Soweit ist dies die lohnendste Weise gewesen, mit Vajrayana zu arbeiten, und ich glaube, dass dies viel schnellere Änderungen in meinem Leben bewirkt hat, als ich auf andere Weise hätte erfahren können.

Ich giere nach Selbstbeherrschung. Ich halte mich oft für eine schwache Person, faul und grundsätzlich ohne Kraft, die Dinge an mir zu ändern, die ich verabscheue.

Das Geistestraining des Buddhismus zeigt mir, dass meine Gefühle von jeglichem eigenständigen Inhalt frei sind, und dass der wirkliche Punkt ist, wie ich über mich denke:

  • Wenn ich glaube, unfähig zu einer Änderung zu sein, dann bin ich unfähig zu einer Änderung.
  • Wenn ich meinen Geist ändere, ihn von seinem negativen Karma reinige und die Vorstellung von Fähigkeit einführe, dann bin ich auf dem besten Weg, mich von meiner selbstverursachten Paralyse zu befreien.

Alle Phänomene entstehen aus einer Ursache, der Ursache, die der Tathāgata gelehrt hat. Auch was die Ursache stoppt, hat der Tatagata erklärt:

Tun Sie nichts Untugendhaftes, üben Sie ausschließlich Tugend.
Zähmen Sie vollständig Ihren eigenen Geist.

Dieses ist die Lehre des Buddha. Krass!

Auch heute bin ich noch aktiv in der Praxis der Hexenkunst, der Beeinflussung des Geister: der Vajrayana-Meditation. Ich nehme als Praktiker viel mehr wahr, denke ich, weil ich mit dem Mahayana in Kontakt gekommen bin und mein feinstofflicher Körper in einer neuen Weise des Seins trainiert wird.

Auf eine Art habe ich eine authentischere Hexenkunst in meiner Praxis von Vajrayana gefunden als jemals vorher, und ich sehe die zwei als kompliziert ineinander verflochten, sich gegenseitig anregend.

Ich fühle in meinem Spiritualität vollständiger als jemals zuvor, und rege das Nachfragen möglicherweise mehr an als ich das vorher tat. Jetzt, da ich mein drittes Jahr auf dem Vajrayana-Weg beginne, habe ich vielleicht noch nicht die entscheidenden Antworten, aber ich fühle mich wohler, die Fragen zu stellen.

Seid gesegnet,
Jigme Kunzang (Tom Johnson)

Klassifizierung dessen, was Hexenkunst ist:

Hexenkunst (Witchcraft) ist eine magisch-spirituelle Tradition, die in vielen Teilen der Welt überlebt hat. Die Art, die ich praktizieren, kommt hauptsächlich aus dem Nordwesten Europas (Großbritannien, Skandinavien, Nordwesten des Festlandes).

Sie ist eher wie Schamanismus, also neige ich sie schamanistisch zu nennen und nicht schamanisch, was der Schamanismus ist. Die meisten Hexen, die ich kenne, neigen dazu, für ihre Liturgie nach vorchristliche Bildern zu schauen, und einige nennen sich auch Pagan, Heiden oder Wiccan.

Ich fand immer interessant, das soviel der vorchristlichen geistigen Ästhetik quer durch Europa überlebt hat, trotz der flächendeckenden Verbreitung der Kirche zum Trotz. Die Tradition der Hexenkunst versucht, eine religös-magisch-mystische spirituelle Praxis aus diesen Überresten neu zu schaffen.

Das Ziel der Hexen schwanken mit der Hexe und mit der Tradition, zu der sie gehört. Die Tradition, der ich folge, legt eine sehr große Betonung auf die Art der Befreiung von sozial normalisierten Verdunkelungen, von denen auch Vajrayana uns zu befreien sucht.

Und darin, diese Reingung zu bewirken, war die Übung von Vajrayana effektiver als es die Hexenkunst jemals war. Ich kann sagen, kann ich mehr und besseres von dem gefunden habe, nach dem ich suchte, seit ich die Dharma-Praxis begann.

Im Vajrayana haben wir zum Beispiel das Reinigungsverfahren der Vajrasattva-Meditation, in dem karmische Samen gereinigt werden, gereift, wie sie sind, und man kann dieses außerordentliche Verfahren benutzen, um Karma von vergangenen Leben in diesem einzelnen Leben zu reinigen. Es ist manchma schwierig, aber langfristig nützlich. Ich habe festgestellt, dass dasselbe für einige Praktiken der Hexenkunst zutrifft.

Häufige Mißverständnisse

Nur um einge häufig vorgefundene Falschannahmen zu korrigieren: Hexenkunst ist nicht Satanismus oder dunkle Magie. Es gibt einige Satanisten, die das, was sie tun, Hexenkunst nennen, und es gibt Hexen, die dunkle Magie anwenden; aber das System selbst ist nicht in dieser Weise definiert: eher ist es ein System, das weder gut noch schlecht ist, und völlig vom Übenden und dessen ethischer absicht abhängt. Ich habe immer versucht, meine Kunst mit Mitleid zu mildern.

Gemeinsamkeiten

Hexenkunst benutzt eine Art Äußerung, die Zauberformal (Charm) oder Bann genannt wird; und diese ist nichts anderes als die Beschwörungsformel des Vajrayana, die mit den Worten von Ngakpa Chogyam ein Gewahrsams-Zauberspruch ist.

Merkwürdige Phänomene sind sowohl der Äußerung von Zauberformeln als auch der Zeitation von Beschwörungsformeln zugeschrieben worden. Das Wort ist mächtig, und das umso mehr, wenn es durch Initiation und direkte Weitergabe unterstützt wird.

Die Hexenkunst schließt den Vollzug von Ritualen ein und verwendet Mudras in ihren Ritualen, ganz wie die Sadhakas, die Ngagpas und die Yogis im tantrischen Buddhismus.

Sie sieht den Geist auf eine ähnliche Art und Weise, und hat ein duales Verständnis von Methode und Weisheit gerade wie Vajrayana. Sie hat die Vorstellung von drei Seelen, oder geistigen Teilen:

  1. Unihipili (Unterbewußtsein, Instinkt),
  2. Uhane (Bewußtsein, Logischer Verstand) und
  3. Aumakua (Überbewußtsein, sechster Sinn).

Im Vajrayana gibt es analog:

  1. das Nirmana-Kāya (Manifestierter Körper),
  2. das Sambhoga-Kāya (Körper des Segens) und
  3. das Dharma-Kāya (Dharma-Körper).

Beide postulieren eine feinstoffliche Struktur des Körpers sowie eine dichtere körperliche Manifestation.

Vergleich

Der einzige Unterschied liegt, so denke ich, in der Intention:

Hexenkunst versucht nicht, dem Samsara, dem endlosen Zyklus wiederholter Verdunkelungen, zu entgehen, während dies im Dharma das höchste Ziel ist.

Darin ist der Dharma für mich machtvoller als jeder andere mögliche Weg. Es hilft mir, ein Leben zu leben, das dem Wohl aller um mich herum gewidmet ist, und arbeitet gleichzeitig dran, mich von meinen Schleiern und Verdunkelungen zu befreien, was mich auf lange Sicht glücklicher macht.

Deshalb halte ich trotz der Ähnlichkeiten den Dharma für den überlegenen Weg: er enthält alle Wahrheiten der Hexenkunst, während seine Absicht und sein Ziel sowohl in beträchtlichem Ausmaß überlegen als auch um Mitleid und Klugheit erweitert ist.

Ich bezweifele nicht, dass es Menschen gibt, die nur Hexen sind, sich aber auch mit dem Prozeß der Meditation beschäftigen, und Weisheit und Erleuchtung suchen. Aber die sind dünn gesäht. Im Dharma dagegen ist die Meditation eine der Grundlagen.

Jigme Kunzang