Schleusentore

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Ich wurde Buddhist mit 21.

Ich wuchs in einer nominell buddhistischen Familie auf. Ich setze das Wort buddhistisch in Anführungszeichen, weil während vieler vergangenen Generationen der Buddhismus in vielem meiner Kultur verfallen ist.

Es gab eine Neubelebung in den letzten 10 Jahren oder so, aber vorher bestand der Buddhismus in Singapur und der meisten chinesischen Zivilisation aus wenig mehr als dem Anbeten von Götzen, Aberglauben, ausgefeilten Riten und alldem.

So gesehen waren meine Eltern all ihr Leben Buddhisten, hatten aber nur eine begrenzte Vorstellung davon, wer der Buddha war(!), und absolut keine Vorstellung, worum es bei den vier edlen Wahrheit geht, geschweige denn irgend etwas anderes über den Buddhismus.

Dies war das Klima, in dem ich aufwuchs. Ich war ein sehr wißbegieriges Kind. Immer suchend, immer fragend, nie eine Antwort annehmend, nur weil jemand es so gesagt hat. (Dies bereitete mir selbstverständlich eine Menge Probleme. In der Kultur hier wird auf herausstehende Nägel eingehämmert.) Während meiner frühen Jugendjahre fing ich an, nach der Bedeutung des Lebens zu suchen. Ich wurde an Religion und Philosophie interessiert.

Das Christentum ist eine attraktive Religion hier in Singapur: gut organisiert, extrem reich, eine Menge reicher und gebildeter Leute und eine Menge hübscher Mädchen. Aber es beantworte keine meiner Fragen. Deshalb war es trotz all der netten Mädchen keine Religion, die anzunehmen ich mich zwingen konnte.

Buddhismus und Taoism waren so verkommen, das auch sie keine wirkliche Option waren. Das Dharma, das mir gelehrt wurde, bestand hauptsächlich aus Aberglauben und Weltflucht. Ich dachte, das Leben bestehe aus mehr als dem Weglaufen vor unseren Problemen. So fuhr ich fort zu suchen.

Ich las viel. Buddhismus, Taoism, Christentum, Wissenschaft, Philosophie. Ich las und las. Ohne Ergebnis.

Buddhismus ist die ewig gleiche Weltflucht, Taoism ist der ewig gleiche Aberglaube, das Christentum gibt immer noch keine Antwort, Wissenschaft und Philosophie waren spaßig, aber sie beantworteten nicht meine Fragen.

Der Wendepunkt kam, als ich 21 war. Es war ein Tiefpunkt in meinem Leben. Ich wurde wieder einmal in eine Kirche eingeladen. Dieses Mal war es eine jener charismatischen Pfingstkirchen. Nette Musik, kraftvolle Predigten, und das besten von allem, eine Menge Singen und Weinen. Ich sah für mich, wie es funktionierte.

Jede Woche kommen diese Leute her, um sich zu entlasten, ihren Schmerz wegzuspülen. Es war kraftvoll. Ich mochte es. Es tat nichts zur Sache, dass es hier keine Antworten gab. Hier war ein Platz, den ich jede Woche besuchen konnte, um zu weinen und mich von all meinen Schmerzen zu entlasten. Und hübsche Mädchen gab es dort sowieso.

In der Woche danach traf ich eine amerikanische Nonne, Sangye Khadro, eine der nettesten Personen, die ich jemals getroffen habe. Anders als der lokale Klerus waren Menschen aus dem westlichen Sangha nicht in den Buddhismus geboren. Sie nahmen wenig für gegeben, sie suchten, sie fanden, und wenn sie annahmen, hatten sie die Antworten. So hatten diese Leute wirklich Ahnung.

Ich erinnerte mich genau die an Frage, die ich stellte. Ich fragte sie: ich ging zur Kirche, ich sah, wie sie dort ihre Leiden linderten. Was gibt es im Buddhismus, das uns hilft, mit unserem Leiden umzugehen? Ihre Antwort war: der gesamte Buddhismus dreht sich um den Umgang mit dem Leiden.

Es war, als ob jemand plötzich Schleusentoren öffnete.
Ich verstand sofort. Ich wußte, dass ich nah dran war.

Durch Zufall sollte die Ehrwürdige in der folgenden Woche einen Vortrag in meiner Universität halten. Ich besuchte ihren Vortrag. Ihr Thema war Liebe und Mitgefühl. Während ihres Gespräches erwähnte sie den Verstand. Der Weg, mit dem Leiden umzugehen sei, mit dem Verstand arbeiten.

An diesem Moment bekam alles einen Sinn! Alles! Ich verstand vollständig. Ich erinnere mich, dass ich dort und dann entschied, dass ich Buddhist sein wollte.

In den Monaten danach lernte ich bei verschiedenen Lehrern aus verschiedenen Traditionen. Von diesem Punkt an saugte ich Wissen auf wie ein Schwamm Wasser aufsaugt. Die vier edlen Wahrheiten, der achtfache Weg, usw. usw. zu verstehen fiel leicht.

Einige Monate später erlernte ich Vipassana-Meditation, die wichtigste aller Theravada-Meditationen. Vipassana ist möglicherweise die wertvollste Sache, die ich je in meinem Leben erlernt habe. Mit Vipassana erlernte ich, von und über mich lernen, ich erlernte, mich anzunehmen, und ich erlernte, mich zu kultivieren. Kurz gesagt erlernte ich den Dharma zu leben.

Heute bin ich immer noch dabei, zu leben und zu lernen. Mein Leben ist mein eigenes Zendo. Ich bin gleichzeitig mein schrecklicher Lehrer und mein schrecklicher Student. Aber ich fühle manchmal, dass ich viel gelernt habe von der Unfähigkeit in der Weise, in der ich mich unterrichte und mein Leben lebe,

Wie sie sehen können, bin ich glücklich. :-)

Tan Chade Meng <cmtan @ serve.com>