Engagierter Buddhismus

Geschrieben von , übersetzt von im Jahr .

hat das wunderbare Buch über Übung im Alltag Ich pflanze ein Lächeln (ISBN: 3-442-30572-1) geschrieben. Im Kapitel Achtsamkeit muß engagiert sein sagt er:

Als ich in Vietnam weilte, wurden so viele unserer Dörfer bombardiert. Mit meinen Brüdern und Schwestern im Kloster mußte ich entscheiden, was wir tun sollten. Sollten wir unsere Übung im Kloster fortsetzen? Oder sollten wir die Meditationshallen verlassen und den Menschen zu helfen, die unter den Bomben litten. Nach sorgfältiger Überlegung entschieden wir uns, beides zu tun: Hinauszugehen und den Menschen zu helfen, und das voller Achtsamkeit. Wir nannten dies engagierten Buddhismus. Achtsamkeit muß engagiert sein. Wenn da Sehen ist, dann muß auch Handeln sein. Wo wäre sonst der Sinn des Sehens?

schrieb in ihrem Buch Zen im Alltag (Knaur, 2005, ISBN: 3-426-66561-1):

Neben dem formellen Sitzen zeigt und nichts besser als Beziehungen, wo wir feststecken und was wir festhalten. So lange unsere Knöpfe gedrückt werdem, haben wir eine große Chance zu lernen und zu wachsen. Also ist eine Beziehung ein großes Geschenk, nicht etwa weil sie uns glücklich macht - denn oft ist das nicht der Fall - sondern weil jede enge Beziehung, wenn wir sie als Übung sehen, der klarste Spiegel ist, den wir finden können.

Für mich führt eine engagierte Buddhistin zu sein nicht unbedingt zu Ablenkung. Engagiert sein bedeutet in der Welt verfangen sein. Wohl die meisten von uns sind in der Welt. Zumindest weiß ich, dass ich sehr wohl ein Teil der Welt bin, in der ich lebe.

Rückzug klingt sehr gut - in der Theorie. Buddhismus in der Zurückgezogenheit zu praktizieren ist einfach. Keine Ablenkungen. Die Frage ist aber: kannst Du den Buddhismus in deinem normalen Alltag üben?

  • Kannst Du ihn üben, wenn dein Kind Dir ins Ohr brüllt?
  • Kannst Du ihn üben, wenn jemand Dir die Vorfahrt nimmt?
  • Kannst Du ihn üben, wenn jemand Dich bei der Arbeit verletzt?
  • Kannst Du ihn üben, wenn deine Freundin Dich verläßt?
  • Kannst Du ihn üben, mit deinem Leben wie es ist, genau hier, genau jetzt?

Das ist der Sinn der Übung, der Sinn des engagierten Buddhismus. Vielleicht der Sinn des Lebens?

Rückzug wäre nett. Er wäre friedlich und nicht ablenkend. Aber ist er für uns normale Menschen praktikabel? Und wenn mir schon in dieser Welt sind mit all ihren Ablenkungen, dann müssen wir diese Welt so gut wie möglich machen.

Können wir Ruhe in uns finden, während Banden in der Nachbarschaft herumballern, die Erde zerstört und zu einer unbewohnbaren Wüste gemacht wird und Menschen verhungern, während ihre Nachbarn Festgelage halten?

Das ist die wahre Herausforderung! Der Welt den Rücken zuzukehren ist nicht die Antwort. Zu tun, was wir können, egal wie wenig das sein mag, das ist der Weg!

Als Gautama erleuchtet wurde, wandte er sich da von der Welt ab und zug sich zurück? Nein! Er blieb in der Welt und half anderen, den Weg zu finden.

Ist es nicht unsere Buddha-Natur, das gleiche zu tun (wenn auch sicher nicht in der gleichen Weise wie er, als die unerleuchteten Wesen, die wir sind)?

(Kathleen)