Buddha-Man

Geschrieben von , übersetzt von im Jahr .

Im Fieber in einer Winternacht
wälzte ich mich hin und her im Mondlicht,
das durch ein vereistes Fenster schien.
Als ich endlich einschlief,
verließ meine Seele ihr Heim
und wanderte auf einem Pfad in der Sonne.

Ich wanderte mit stetem Schritt,
diesen Sternenweg hinab und fand
'nen großen Baum und darunter: einen Mann.
Von plumper östlich aussehender Gestalt,
Sandalen an den Füßen und niedergeschlagene Augen,
als ob er auf mich gewartet hätte.

Er saß in Meditationshaltung,
die Beine gekrezt, die Augen halbgeschlossen,
die Hände sittsam im Schoß.
Seine Positur unter dem Baum,
nach heiterer Gleichmut stinkend,
überzeugte mich: ich stand vor Buddha.

Ich wollte über die alten Texte lernen,
die ich nie zuvor verstanden hatte,
gelesen kryptische Koans und Sutren.
Ich fragte, ob er Weisheit lehren wolle,
die einmal außerhalb meiner Möglichkeiten war,
doch der Buddha lachte und schüttelte den Kopf.

Ich fragte nochmal, ob ich ein paar Worte
hören könnte, die den Sinn klar machten.
Doch wieder lachte er und sagte: nein.
Ich sagte: Du eingebildeter Erleuchteter,
ich kenne Dein Spiel: Dir machts Spaß so zu tun,
als hättest Du Weisheit zu verteilen.

Ich dachte, wenn das alles ist,
verlasse ich diesen feixenden Deppen,
der nur ein Hirngespinst ist, wenn überhaupt.
Aber als ich fast vorbei war,
hielt ich an, um ihn zu berühren,
zu sehen, ob er real sei oder nur ein Geist

Ein Kälteschock an meiner Hand,
weckte mich aus dem Dämmerland.
Ich sah den Buddha, an dem ich vorbeiwollte.
Meine Hand gegen die Fensterscheibe gedrückt,
wußte ich, was Worte nicht erklären können:
Ich sah mein Spiegelbild in der Scheibe.

(Jerry Costlow)