Die Bedeutung des Gebets im Buddhismus

Geschrieben von , übersetzt von im Jahr .

Letzter und erster Monat des Mondkalenders sind voll von religiösen Zeremonien. Traditionelle Chinesen opfern ihren Göttern und Vorfahren. Die Ankunft des Winters ist die Zeit für Onde onde: wir stopfen dem Küchengott Süßigkeiten ins Maul und schicken ihn hinauf in den Himmel, damit er nur Gutes über unsere Taten berichtet.

Am ersten Tag des neuen Jahres halten wir eine große Opfertafel für unsere Vorfahren, und wir beenden das Frühlingsfest mit einem großen Festmahl für die Lebenden. Neben den Opfern singen wir Gebete und brennen Weihrauch ab.

Wozu beten wir? Wir danken den Göttern und Vorfahren für deren Schutz im vergangenen Jahr und bitten um das Gleiche im kommenden Jahr.

Das ist die Tradition. Als richtige Buddhisten aber mögen wir bedenken, was der Buddhismus zu Gebeten sagt.

Der Mensch ist keine gefallene Kreatur, die um ihre Bedürfnisse bettelt und Erbarmen erwartet. Dem Buddhismus zufolge ist der Mensch ein potentieller Meister seiner selbst und des Universums. Nur seine tiefe Unwissenheit hindert ihn, seine Möglichkeiten zu realisieren.

Buddha hat uns diese verborgene Kraft des Menschen gezeigt. Der Mensch muß jedes Fünkchen Geist hegen und pflegen und versuchen, etwas daraus zu machen, indem er seine Möglichkeiten realisiert.

Der Buddhismus weist dem Menschen volle Verantwortung und Würde zu. Er macht ihn zum eigenen Meister. Dem Buddhismus zufolge gibt es keinere höheren Wesen, die über die Angelegenheiten und das Schicksal der Menschen richten. Also sind unser Leben, unsere Gesellschaft und unsere Welt das, was Du und ich daraus machen, und nicht, was irgendein unbekanntes Wesen will.

Denk daran, die Natur ist unparteiisch, ihr kann nicht durch Gebete geschmeichelt werden. Die Natur gibt keine Gefälligkeiten auf Anfrage.

Daher ist im Buddhismus das Gebet eine Meditation, die eine Veränderung des Selbst zum Ziel hat. Das Gebet in Meditation ist die Umformung der eigenen Natur. Es ist die Umwandlung der eigenen Natur in etwas Besseres und Edleres. Diese Umwandlung der inneren Natur wird bewirkt durch die Reinigung der drei Bereiche: Gedanke, Wort und Tat.

Durch Meditation können wir verstehen, dass wir werden, was wir denken, in Übereinstimmung mit der Lehre der Psychologie.

Wenn wir beten, erfahren wir eine Art Erleichterung im Geist; das ist der psychologische Effekt, den wir durch Glauben und Hingabe erzeugt haben.

Nach dem Rezitieren einiger Verse erreichen wir dasselbe Ergebnis. Religiöse Namen und Symbole sind wichtig, um diesen Glaube und diese Hingabe zu entwickeln.

Buddha selbst hat klar ausgedrückt, dass weder die Rezitation religiöser Bücher, noch die Wiederholung von Gebeten, Bußen, Kirchenliedern, Beschwörungen, Mantras, Zaubersprüchen und Anrufungen uns das wirkliche Glück des Nirwana bringen kann.

Bezüglich des Nutzens von Gebeten für das Erreichen des letzten Zieles machte der Buddha einst eine Analogie zu einem Mann, der einen Fluß queren will:

Wenn er sich hinsetzt und darum betet, dass das andere Ufer zu ihm kommt und ihn abholt, so wird dies unter gar keinen Umständen passieren.

Wenn er wirklich den Fluß überqueren will, muß er sich anstrengen: er muß einige Baumstände finden und ein Floß bauen, oder nach einer Brücke suchen oder ein Boot bauen oder vielleicht schwimmen. Er muß irgendwie arbeiten, um über den Fluß zu kommen.

Ebenso sind Gebete nicht genug, wenn er den Fluß des Samsara überwinden will. Er muß hart arbeiten, indem er ein religiöses Leben lebt, seine Leidenschaften zügelt, seinen Geist beruhigt und von all dem Dreck und Schmutz befreit.

Nur dann kann er das letzte Ziel erreichen. Gebete alleine werden ihn niemals ans letzte Ziel bringen.

Wenn Du betest, dann bete, um den Geist zu stärken, und flehe nicht um Leistungen oder Erbarmen. Die folgenden Verse eines gutbekannten Dichtes lehren uns, wie man betet.

Für Buddhisten ist dies einfach eine Meditation, die den Geist entwickelt:

Möge ich nicht bitten, vor Gefahren bewahrt zu werden,
sondern darum, ihnen furchtlos ins Gesicht zu sehen.

Möge ich nicht bitten, meine Schmerzen zu stillen,
sondern um die Stärke, sie zu besiegen.

Möge ich nicht in erbärmlichen Furcht Rettung erflehen,
sondern Geduld erbitten, meine Freiheit zu gewinnen.

(Robert Kurniawan)