Einen neugeborenen Buddha baden

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Geschirrspülen ist unangenehm? Diese Idee kann aus meiner Sicht nur aufkommen, solange du es nicht wirklich selbst machst. Wenn du erst vor der Spüle stehst, die Hemdsärmel hochgerollt und die Hände im warmen Wasser, ist es wirklich nicht so schlecht.

Ich genieße es, mir die Zeit für jedes Stück zu nehmen und das Stück, das Wasser und jede Bewegung meiner Hände genau wahrzunehmen.

Ich weiß, dass wenn ich mich beim Spülen beeile, weil ich danach eine Tasse Tee trinken will, die Zeit des Spülens unangenehm und nicht lebenswert ist. Das wäre schade, weil jede Minute, ja jede Sekunde des Lebens ein Wunder ist. Das Geschirr selbst und die Tatsache, dass ich es hier spüle, sind Wunder!

Jede Schale, die ich wasche, jedes Gedicht, das ich verfasse, jede Glocke, die ich tönen lasse, ist ein Wunder, und jedes hat exakt den gleichen Wert. Als ich eines Tages eine Schale spülte, fühlte ich, dass meine Bewegungen so heilig und respektvoll waren, als ob ich einen neugeborenen Buddha badete. Wenn er das hier lesen könnte, würde er sich sicher darüber freuen und wäre überhaupt nicht beleidigt, mit einer Schale verglichen zu werden.

Jeder Gedanke, jede Tat wird im Licht der Achtsamkeit geheiligt. In diesem Licht gibt es keine Grenze mehr zwischen dem Heiligen und dem Profanen. Ich muß zugeben, dass ich bißchen länger für den Abwasch benötige, aber ich lebe voll in jedem Moment, und ich bin glücklich. Spülen ist gleichzeitig ein Mittel und ein Ziel: wir spülen, um sauberes Geschirr zu haben, aber auch, nur um zu spülen, um jeden Moment voll zu leben, während wir spülen.

Wenn ich unfähig bin, mit Freude zu spülen, wenn ich den Abwasch so schnell wie möglich hinter mich bringen will, weil ich gehen und Tee trinken will, werde ich genauso unfähig sein, den Tee zu genießen. Mit der Tasse in der Hand werde ich darüber nachdenken, was ich als nächstes tue, und der Duft und das Aroma des Tees wird zusammen mit dem Vergnügen des Trinkens verloren sein.

Ich werde immer in die Zukunft gezogen werden und nie das Leben hier und jetzt leben können.

(Thich Nhat Hanh)