Amazon® und die informationelle Selbstbestimmung

Geschrieben von am .

Ich habe beim Buchversandhändler Amazon® über Jahre hinweg Bücher bestellt. Genug, um daraus ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen. Und Amazon hält all diese Bestellungen gespeichert und abrufbar.

Ich bin mit dieser Speicherung nicht mehr einverstanden und suche auf der Webseite nach einer Löschfunktion, werde aber nicht fündig. Also benutze ich das Kontaktformular:

Guten Tag,
ich möchte die Liste meiner Bestellungen bei Ihnen löschen.
Im Bereich Mein Konto habe ich keine Möglichkeit dazu gefunden.

Können Sie mir verraten, wo Sie diese Möglichkeit versteckt haben?

Unabhängig davon:
bitte löschen Sie unverzüglich die Liste aller meiner Bestellungen und bestätigen Sie mir die Löschung.

Vielen Dank + mit freundlichen Grüßen

Und schon am nächsten Tag habe ich die Antwort:

[...]
vielen Dank für Ihr Schreiben an Amazon.de.

Eine Löschung einzelner oder aller getätigter Bestellungen in einem Kundenkonto ist systembedingt leider nicht möglich.

Das verstehe ich nicht. Sie wollen schon, aber sie können nicht? Kein Problem, hier ein - kostenloser! - Vorschlag zur Implementierung:

DELETE FROM bestellungen WHERE besteller="xxx" AND status="abgeschlossen";

War doch gar nicht so schwer! Oder können Sie schon, wollen aber nicht?
Lesen wir einfach weiter:

Insofern Sie keine weitere Einsicht auf Ihre bisher getätigten Bestellungen wünschen, schließen wir auf Ihren Wunsch hin Ihr Kundenkonto. Ein Zugriff ist danach nicht mehr möglich. Sie können [...] ein neues oder weiteres Kundenkonto anlegen.

Na toll! Wer also in Amazon® Zeit und Kreativität "investiert" hat und Kritiken geschrieben oder auch Werbung für diesen Versandhändler gemacht hat, wird jetzt "belohnt" und vor die Wahl gestellt:

  • alles zusammen in die Tonne zu treten, oder
  • auf die Löschung der Daten zu verzichten.

Mich würd ja schon interessieren, was der Datenschutzbeauftragte dazu sagt. Doch lesen wir weiter:

Falls Sie Ihr Kundenkonto bei Amazon.de schließen möchten, bitten wir nur noch um die Beantwortung einer kurzen Sicherheitsabfrage. Bitte schreiben Sie uns doch noch einmal (mit der E-Mail-Adresse Ihres Kundenkontos) und nennen Sie uns ein oder zwei Titel aus Ihren letzten Bestellungen [...] Wir möchten sicherstellen, dass die Schließung vom Kontoinhaber beziehungsweise der Kontoinhaberin selbst beantragt wird.

Jetzt wird es vollends albern: Als ich die Lösch-Aufforderung in das Kontaktformular geschrieben hatte, war ich angemeldet. Und angemeldet habe ich natürlich Zugriff auf die Liste der Bestellungen. Insofern ist diese "Sicherheitsabfrage" sinnfrei.

Oder war meine Aufforderung mißverständlich formuliert? Denn ich bin ja nicht der große Sprachkünstler. Schauen wir doch einmal nach:

Unabhängig davon:
bitte löschen Sie unverzüglich die Liste aller meiner Bestellungen und bestätigen Sie mir die Löschung.

Also ich halte das für eine klare und unmißverständliche Formulierung. Wieder würde mich interessieren, was der Datenschutzbeauftragte zu der Reaktion auf meine Löschaufforderung sagt.

Doch ich will ja nur die Liste meiner Bestellungen gelöscht sehen. Also flugs den Antworten-Knopf gedrückt und:

From: xxx <xxx@xxx.de>
To: "Kundenservice Amazon.de" <xxx@amazon.de>
Subject: Re: Ihre Anfrage bei Amazon.de

Guten Tag,

Am Dienstag, den 20.11.2007, 02:57 -0800 schrieb Kundenservice Amazon.de:
> Guten Tag Herr xxx,
> [...]
> Falls Sie Ihr Kundenkonto bei Amazon.de schließen möchten, bitten wir
> nur noch um die Beantwortung einer kurzen Sicherheitsabfrage. Bitte
> schreiben Sie uns doch noch einmal (mit der E-Mail-Adresse Ihres
> Kundenkontos) und nennen Sie uns ein oder zwei Titel aus Ihren
> letzten Bestellungen oder die letzten 5 Ziffern Ihrer angegebenen
> Zahlungsweise. Wir möchten sicherstellen, dass die Schließung vom
> Kontoinhaber beziehungsweise der Kontoinhaberin selbst beantragt wird.

Konto xxxxxBank xxxxxStadt Konto xx xx 12 345

> mfg

Und diesmal trifft die Antwort schon nach Minuten ein:

From: Amazon.de <xxx@amazon.de>
An: xxx <xxx@xxx.de>

Guten Tag,

Diese E-Mail-Adresse hat lediglich Benachrichtigungsfunktion, hier koennen leider keine eingehenden E-Mails beantwortet werden.

Also ihr könnt Mails versenden, aber ihr könnt keine empfangen? Wieso das? Oder wollt ihr nur nicht? Meine Empfehlung (wieder kostenlos!): benutzt kryptographisch sichere zufällige Absenderkennungen und ordnet die Antworten an diese Kennungen per Datenbank dem jeweiligen Dialogfaden zu. Das hätte folgende Vorteile:

  • Ihr bekämet die Antworten im richtigen Kontext und weder ihr noch eure Kunden müßten - wie beim Kontaktformular - immer wieder bei Null beginnen.
  • Dennoch käme kein Spam zu euch durch.
  • Ihr zerstörtet nicht die Funktion des Antworten-Knopfes meines Mail-Programmes.
  • Ihr behieltet mich als Kunden.

Ich will immer noch die Liste meiner Bestellungen gelöscht sehen. Also benutze ich noch einmal das Kontaktformular:

Guten Tag.

Bitte löschen Sie mein Kundenkonto xxx@xxx.de

Daß ich ich bin, können Sie daran erkennen, daß ich diese Nachricht als xxx@xxx.de angemeldet eintippere.

Falls Ihnen das nicht reichen sollte:
bezahlt wurde über xxxxxBank in xxxxxStadt Konto xx xx 12 345

Bitte bestätigen Sie mir die vollständige Löschung aller Daten.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Sxxxxxxxxxx

Diesmal mit mehr Erfolg:

Guten Tag Herr xxx,

Ich habe nun Ihr Amazon.de-Konto geschlossen und unsere Techniker um die Löschung des Datensatzes gebeten [...]

Sollten Sie sich entschließen, wiederum ein Konto bei uns zu eröffnen, können Sie dies jederzeit tun - auch unter Ihrer ursprünglichen E-Mail-Adresse [...]

Ich konnte mich nicht entschließen, erneut ein Konto zu eröffnen.