Hochschulen früher und heute:
Brief an eine intelligente junge Frau

Geschrieben von am , übersetzt von am .

Dear ………,

Liebe ………,

You asked how college was when I was a kid, in the late Epicene, and what I thought of schools today. Herewith an answer which I will probably post on my website as I think the matter important:

Du willst wissen, wie das College in meiner Jugend war, kurz vor Ende der Pubertät, und was ich von den heutigen Schulen denke? Hier ist die Antwort; ich werde sie wahrscheinlich auf meiner Website veröffentlichen, da ich das Thema für wichtig halte:

Much has changed.

Vieles hat sich verändert.

Long ago, before 1965 say, college was understood to be for the intelligent and academically prepared among the young, who would one day both provide leadership for the country and set the tone of society. Perhaps ten percent, but no more than twenty percent, of high-school graduates were thought to have any business on a campus.

Vor langer Zeit, sagen wir mal vor 1965, waren Hochschulen für die intelligenten und akademisch vorbereiteten unter den Jugendlichen gedacht, die eines Tages das Land führen und den Umgangston in der Gesellschaft bestimmen würden. Man dachte, dass vielleicht zehn Prozent, aber keinesfalls mehr als zwanzig Prozent der Absolventen höherer Schulen auf einem Campus etwas zu suchen hätten.

It was elitist and deliberately so. Individuals and groups obviously differed in character and aptitude. The universities selected those students who could profit by the things done at universities.

Das war elitär — mit Absicht. Individuen und Gruppen unterscheiden sich offensichtlich in Charakter und Begabung. Die Universitäten wählten die Studenten aus, die von einem Studium profitieren konnten.

Incoming freshmen were assumed to read with fluency and to know algebra cold. They did, because applicants were screened for these abilities by the SATs. These tests, not yet dumbed down, then measured a student’s ability to handle complex ideas expressed in complex literate English, this being what college students then did.

Erstsemester mussten flüssig lesen können und Algebra im Schlaf beherrschen. Und sie konnten es, weil Bewerber durch einen standardisierten Zulassungstest (SAT) nach diesen Fähigkeiten selektiert wurden. Diese Tests, noch nicht auf Deppenniveau, maßen die Fähigkeit der Studenten, mit komplizierten, in differenziertem Schrift-Englisch ausgedrückten Ideen umzugehen, denn genau das mussten die Studenten danach.

There were no remedial courses. If you needed them, you belonged somewhere else. The goal of college was learning, not social uplift.

Es gab keine Förderkurse. Wenn Du einen brauchtest, gehörtest Du woanders hin. Das Ziel der Hochschule war Lernen und nicht sozialen Auftrieb zu geben.

Colleges were a bit stodgy, a bit isolated from the world, and focused on teaching. Most had not adopted the grand-sounding title of “university.” Professors were hired for a few years to see whether they worked out with the expectation that if they did, they would get tenure. At schools I knew, “publish or perish” did not exist. The students, almost entirely white and with the cultural norms associated with that condition, were well behaved within the limits imposed by late adolescence.

Colleges waren etwas trübselig, ein bisschen von der Welt isoliert, und fokussiert auf das Unterrichten. Die meisten hatten sich nicht mal den groß klingenden Titel Universität gegeben. Die Professoren wurden für ein paar Jahre befristet angestellt, um zu sehen, ob es funktionierte, mit der Aussicht dass wenn sie erfolgreich wären, sie fest angestellt würden. An den mir bekannten Schulen gab es kein Publish or perish. Die Studenten waren fast vollständig weiß und entsprachen den damit verbundenen Standards; sie benahmen sich anständig im Rahmen dessen, was in der Pubertät möglich ist.

The purpose of college was the making of cultivated men and women who would understand the world to the extent that it has proved willing to be understood. This meant the liberal arts. “Liberal” didn’t mean “lefty” or “nice.” It implied a broad grounding in languages, literature, history, the sciences, mathematics, economics, philosophy, and art and music.

Der Zweck der Hochschule war es, kultivierte Männer und Frauen hervorzubringen, die die Welt so weit verstehen würden, wie sie sich überhaupt verstehen lässt. Das bedeutet Allgemeinbildung (Liberal Arts). Liberal steht nicht für links oder schön. Sondern es bedeutet eine umfassende Ausbildung in Sprachen, Literatur, Geschichte, Wissenschaft, Mathematik, Ökonomie, Philosophie und Kunst und Musik.

The emphasis was on “broad.” For example, if the student took a reasonably rigorous course called “A Survey of Art from Classical Antiquity to the Present,” he—or, most assuredly she—could go into any museum or archaeological site in the Western world, and know what he was seeing. In discussions of politics or literature he would not feel like an orphaned guttersnipe and, having a basis in most fields, could rapidly master any that proved of importance or interest.

Die Betonung liegt auf umfassend. Wenn zum Beispiel der Student einen halbwegs gründlichen Kurs Ein Überblick über Kunst von der klassischen Antike bis zur Gegenwart besucht hatte, konnte er — bzw. fast sicher sie — jedes Museum oder jede archäologische Stätte in der westlichen Welt besuchen und wüsste, was er da sieht. Bei Diskussionen über Politik und Literatur würde er sich nicht wie ein verwaistes Gossenkind fühlen, und mit seinen Grundlagen in den meisten Gebieten könnte er zügig alles lernen, was sich als wichtig oder interessant zeigt.

There was of course, the young being the young, parallel interest in beer, the other sex, and the usual foolishness that we geezers remember with fondness.

Es gab natürlich — der Jugend geschuldet — gleichzeitig Interesse an Alkohol und dem anderen Geschlecht, und man machte die üblichen Dummheiten, an die wir alten Knacker uns so gerne erinnern.

That is how things were. Then came what are roughly called the Sixties, actually the late Sixties and early Seventies.

So war es damals. Dann kam, was man ungenau die Sechziger nennt, real die späten sechziger und frühen siebziger Jahre.

They changed everything.

Sie haben alles geändert.

The first and worst change was the philosophy that everybody, or much closer to everybody, should go to college. Disaster followed. There descended on the schools huge numbers of adolescents without the brains, preparation, or interest needed for college. They had little notion of what college was for. The very idea of cultivation seemed undemocratic to them, as of course it was. They set out to avoid it. And did.

Die erste und schlimmste Veränderung war die Idee, dass jeder, oder jedenfalls viel mehr, aufs College gehen sollte. Die Katastrophe folgte. In den Schulen tauchte eine große Zahl Heranwachsender auf, ohne den Verstand, die Vorbereitung oder das Interesse, das eine Hochschule nun mal erfordert. Sie hatten kaum Ahnung davon, wozu ein College da sei. Schon der Gedanke von Bildung erschien ihnen undemokratisch, was er natürlich war. Sie nahmen sich vor, ihr aus dem Weg zu gehen. Und schafften es.

Since they were not ready, and for the most part could not be made ready, colleges dumbed down courses. Remedial classes proliferated. These worked poorly. When a graduate of high school can barely read, there is usually an underlying reason why he will never be able to read.

Da sie nicht bereit waren, und zum größten Teil nicht bereit gemacht werden konnten, senkten die Hochschulen das Niveau der Kurse. Förderklassen wucherten, funktionierten aber nur schlecht. Wenn ein Absolvent einer höheren Schule kaum lesen kann, gibt es gewöhnlich eine tieferliegende Ursache, warum er niemals lesen können wird.

Colleges, which had not been focused on money, realized that these swarms of the intellectually bedraggled paid tuition. Schooling became a business. Tuition rose sharply, much in excess of inflation. Banks, seeing a vast new market, began making student loans and soon learned to tie these loans to the parents’ houses. This kept the student from escaping by filing for bankruptcy. It was a gold mine.

Hochschulen, die sich bis dahin nicht auf Geld konzentriert hatten, erkannten, dass diese Schwärme von geistig Verwahrlosten für den Unterricht bezahlten. Bildung wurde ein Geschäft. Die Studiengebühren stiegen stark, weit mehr als die Inflation. Banken sahen einen riesigen neuen Markt und begannen, Studentendarlehen zu geben, und hatten bald heraus, diese Kredite mit den Häusern der Eltern zu besichern, dies hielt die Studenten von dem Ausweg durch Privatinsolvenz ab. Es war eine Goldgrube.

The universities, become businesses, acted like businesses. They cut costs by using adjunct professors, often of low quality, as academic migrant workers instead of far higher-paid tenured staff. Academic quality dropped further.

Die Universitäten wurden Unternehmen und handelten wie Unternehmen. Sie senkten die Kosten, indem sie Privatdozenten einsetzten, von oft geringer Qualität, akademische Wanderarbeiter statt der weit höher bezahlten fest angestellten Mitarbeiter. Das akademische Niveau sank weiter.

Students became customers buying diplomas. On the principle that the customer is always right, colleges gave them whatever they wanted. One thing they wanted was grades. Grade inflation boomed.

Aus Schülern wurden Kunden, die Diplome kauften. Nach dem Prinzip, dass der Kunde immer Recht hat, gaben die Hochschulen ihnen, was immer sie wollten. Eine Sache, die sie wollten, waren Abschlüsse. Die Abschluss-Inflation boomte.

What the students didn’t want was an education, to the extent that they knew what the word meant. They wanted courses that were easy and fun. Soon there were things like “What if Harry Potter were Real?” and “The Comic Book in the Struggle for Gender Equality.” These were vacuous, but the students didn’t know and wouldn’t have cared. They were in a USP—a university-shaped place—that had the form of schooling, such as numbered courses with solemn-sounding titles, credit hours, and buildings with blackboards. They thought they were in college. They weren’t really, but didn’t really want to be.

Was die Schüler nicht wollten, war Bildung, jedenfalls soweit sie wussten, was das Wort bedeutet. Sie wollten einfache und unterhaltsame Kurse. Bald gab es Themen wie Was wäre, wenn Harry Potter real wäre? und Der Comic im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter. Diese waren gehaltlos, aber die Schüler wussten das nicht, es hätte sie auch nicht gekümmert. Sie waren an einem OdaweU — Ort der aussieht wie eine Universität — der die äußere Form einer Hochschule hatte: nummerierte Kurse mit ehrfurchterweckend klingenden Titeln, Wochenstunden und Gebäuden mit Tafeln. Sie dachten, sie wären an einer Hochschule. Das waren sie nicht wirklich, wollten es aber auch nicht wirklich sein.

College, once a passage into adulthood, became a way of avoiding it. Immaturity and narcissism flourished well into the students’ twenties. This was perhaps because they had never had the experience of having to do things, such as work in a gas station or manage a paper route. They confused universities with their parents and worked to outrage them. With the righteousness of the still-pubescent, they demanded justice for everything and, having no experience of rational argument, or of thought of any kind, called for the abolition of anything that didn’t suit them. To their delight, they discovered that administrations would cave. Expelling them would have been a wiser course. They became the prissiest of prissy moralists.

Die Hochschule, früher der Übergang ins Erwachsensein, wurde ein Weg, diesen zu vermeiden. Unreife und Narzissmus blühten bis weit in die Zwanziger der Studenten. Vielleicht weil sie noch nie die Erfahrung gemacht hatten, etwas tun zu müssen, wie Arbeit an einer Tankstelle oder Zeitungen auszutragen. Sie verwechselten Universitäten mit ihren Eltern und wollten sie schockieren. Mit der Selbstgerechtigkeit des noch Pubertierenden forderten sie Gerechtigkeit für alles und — ohne Erfahrung mit rationaler Auseinandersetzung oder überhaupt Gedanken jeglicher Art — die Beseitigung von allem, was ihnen nicht behagte. Zu ihrer Freude erfüllten die Verwaltungen die Forderungen. Die Studenten rauszuwerfen wäre klüger gewesen. Sie wurden die kleinlichsten aller kleinlichen Moralisten.

Many professors were products of the Sixties and saw the role of universities to be the pursuit of social change. Students with little desire for learning were content with this. Black students were a particular problem, as they were usually even less prepared than the white. Largely to hide their deficiencies, universities began to abandon the SATs which made unpreparedness obvious. This was said to foster “inclusiveness.”

Viele Professoren waren ein Resultat der sechziger Jahren und sahen die Rolle der Universitäten im Streben nach sozialem Wandel. Studenten mit wenig Lust zum Lernen waren zufrieden damit. Schwarze Studenten waren ein besonderes Problem, da sie in der Regel noch schlechter vorbereitet waren als die weißen. Hauptsächlich um deren Defizite zu verbergen, begannen die Universitäten, den standardisierten Zulassungstest abzuschaffen, der das Unvorbereitetsein unübersehbar machte. Das, so wurde gesagt, sollte die Inklusion fördern.

Universities recruited blacks competitively as evidence of social rightness. These trophies lacked roots in European civilization, literature, history, sciences and mathematics. They demanded, and got, departments of Black Studies, academic ghettos lowering standards yet further.

Universitäten wetteiferten um die Aufnahme von Schwarzen als Zeichen für soziale Korrektheit. Den Trophäen fehlten jedoch die Wurzeln in der europäischen Zivilisation, Literatur, Geschichte, Naturwissenschaften und Mathematik. Sie forderten — und bekamen — Fachbereiche für Black Studies, akademische Ghettos, die das Niveau weiter reduzierten.

Meanwhile the federal government had taken control, almost unnoticed. Washington taxed the states and then gave some of the money back to the universities, provided that they behaved as desired. They invariably did. The Supreme Court decided admissions policies. Big schools became research centers for the government, largely the military. The education of undergraduates took third place, behind football.

Inzwischen hatte die Bundesregierung die Kontrolle übernommen, fast unbemerkt. Washington besteuerte die Staaten und gab dann einen Teil des Geldes zurück an die Universitäten, wenn diese sich wie gewünscht verhielten. Das taten sie ausnahmslos. Über Aufnahmebedingungen entschied der Oberste Gerichtshof. Die bekannten Hochschulen wurden Forschungszentren für die Regierung, vor allem das Militär. Die Ausbildung von Diplomanden kam erst an dritter Stelle, hinter Football.

Oversupply of graduates raised its ugly head. When degrees had been scare, and went to the intelligent, they carried advantage. When everyone had a college degree, they didn’t. The number of jobs actually requiring an education was far smaller than the number of young who had diplomas, though not educations. Soon there were countless college-educated taxi-drivers, parking-lot attendants, and servers of over-priced coffee at Starbucks.

Das Überangebot an Absolventen zeigte seine häassliche Fratze: solange Abschlüsse rar waren und nur an die Intelligenten gingen, brachten sie einen Vorteil. Als jeder einen College-Abschluss hatte, nicht mehr. Die Zahl der Arbeitsplätze, die tatsächlich eine akademische Ausbildung erfordern, war weitaus kleiner als die Zahl der jungen Menschen, die Diplome hatten — wenn auch keine Bildung. Bald gab es unzählige College-gebildete Taxifahrer, Parkplatzwächter und Servierer von überteuertem Kaffee bei Starbucks.

Potentially far worse, though this wave is just beginning to break, employers noticed the falling capacities of graduates. They began to think of hiring people according to what they knew and could do, instead of according to possession of diplomas that increasingly meant little. Survey after survey showed that graduates couldn’t read documents with understanding, didn’t know in what century the Civil War was fought, couldn’t name the three branches of government, and had trouble with arithmetic.

Möglicherweise viel schlimmer, auch wenn es gerade erst los geht: Arbeitgeber bemerkten die sinkenden Fähigkeiten von Absolventen. Sie begannen zu überlegen, Menschen nach dem auszuwählen, was diese wussten und konnten, statt nach dem Besitz von Diplomen, die immer weniger bedeuteten. Studie um Studie ergab, dass die Absolventen keine Dokumente lesen und verstehen konnten, nicht wussten, in welchem Jahrhundert der Sezessionskrieg ausgetragen wurde, nicht die drei Zweige der Regierung benennen konnten und Probleme mit Arithmetik hatten.

The result was that students who wanted to learn nothing did so, at great expense and to little advantage to themselves or society, and were ruthlessly exploited by banks and rooked for exorbitant tuition while failing to grow up.

Das Ergebnis: Studenten, die nichts lernen wollen, lernen nichts, dies mit hohen Kosten und wenig Nutzen für sie selbst oder die Gesellschaft, dabei werden sie von den Banken ruchlos ausgenommen und mit exorbitanten Studiengebühren geneppt, während sie es gleichzeitig nicht schaffen, erwachsen zu werden.

I hope these cheerful notes answer your question.

Ich hoffe, diese frohen Worte beantworten Deine Frage.

Love,

Liebe Grüße,

Uncle Rick

Onkel Rick


Anmerkungen:

  1. Ich hab den Artikel übersetzt, weil er fast 1:1 auf die Situation in Deutschland übertragbar ist. Gruselige Beispiele finden sich bei Hadmut Danisch, der immer wieder über die Zuständer an deutschen Universitäten berichtet.
  2. Ich danke Fred Reed für die freundlichen Erlaubis zur Übersetzung. Der sprachlichen Brillianz des Originals komme ich nicht im mindestens nahe, hoffe aber, dass das Ergebnis zumindest halbwegs lesbar ist. Der Original-Text ist zwischen den Absätzen versteckt und erscheint bei Shift-Click oder Ctrl-Click auf einen Absatz. Bei groben Übersetzungsfehlern bitte ich um einen kurzen Hinweis.
  3. Ich hielt den Kommentar von Fred Reed zu den besonderen Problemen der Schwarzen für zynisch, bis ich bei der deutschen Wikipedia — und die steht nun wirklich nicht im Verdacht, rassistisch zu sein — dies las:

    Zweitwichtigster Faktor war die Rasse nach der Definition der US-Bevölkerungsstatistik: Schüler asiatischer Herkunft erreichten den Grenzwert zu 56 %, weiße zu 53 %, indigene Amerikaner 35 %, Hispanics zu 24 % und Schwarze zu 15 %.

    Dass die Asiaten vorne liegen, wundert mich nicht: so haben in Deutschland die Vietnamesen im Schnitt die besten Abiturnoten — noch vor den Biodeutschen™. Aber 15% gegenüber 53% — das tut weh.