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Ich brauche eine neue Schwimmbrille; der Nasensteg meiner alten ist gerissen. Diesmal soll es eine aus Silikon sein ähnlich einer Taucherbrille, die breiter aufliegt und nicht bei jeder Nutzung dunkle Augenringe produziert. Außerdem brauche ich optische Gläser, um im Schwimmbad nicht mit Treibgut zu kollidieren.

Ein kurze Recherche im Netz findet das Gesuchte. Da ich aber Dinge gerne anfasse, bevor ich sie kaufe, geh ich nach der Arbeit in die Stadt.

Erster Versuch

Gleich im ersten Laden fand ich die Schwimmbrille und auch die zugehörigen optischen Gläser. Leider nur eines in der von mir benötigten Sehstärke. Zweimal durchsehen half nicht. Also gleich zum Verkäufer:

Guten Tag, ich brauche zwei von den AquaSphere-Gläsern in dieser Sehstärke, ich finde aber nur eine.

Verkäufer tippert auf seinem Pad herum: Da müssen noch zwei sein.

Ich hab zweimal durchgesehen, da ist nur eine.

Verkäufer kommt mit zum Regal und sieht die Gläser durch: Da ist nur eine.

Das sagte ich bereits. Können Sie sagen, wann die wieder reinkommen?

Nein, ich weiß nicht, wann die kommen, und ob Ihre Stärke dabei ist.

Können Sie das Glas für mich bestellen? Ich komme es dann abholen.

Ja. Dann nennen Sie mal Ihren Namen. Er tippert auf seinem Pad.

Email? Telefonnummer? Tipperditipper.

Adresse und Geburtsdatum?

Ich: Moment! Sie sammeln gerade alle Daten, die Sie für einen Identitätsdiebstahl brauchen?

Ich lege ein Kundenkonto für Sie an.

Ich will kein Kundenkonto, ich will nur, dass Sie das Glas bestellen und mich informieren, wenn es da ist. Ich komme es dann abholen.

Ich kann das Glas nur bestellen, wenn ich ein Kundenkonto anlege und es aus dem Kundenkonto bestelle.

Dann haben Sie leider Ihre Zeit vergeudet. Bitte löschen Sie alle Daten.

Zweiter Versuch

Der zweite Laden lag zwar gleich gegenüber, dort fand ich aber die Silikon-Schwimmbrille nicht.
Also einen Verkäufer gesucht:

Ich suche eine Silikon-Schwimmbrille mit optischen Gläsern, finde die aber nicht.

Ja, die wird oft verlangt, die führen wir aber nicht.

Dritter Versuch

Also zurück ins Büro, Rechner angeworfen und online bestellt. Lästigerweise, ich hasse unnötige Entscheidungen, musste ich mich zwischen transparent und blau entscheiden. Ich wählte blau.

Am nächsten Morgen eine Email: die letzte blaue hätten sie am Vortag verschickt, aber die Verfügbarkeit noch nicht aktualisiert. Ob ich auch die transparente nehmen oder ein paar Tage warten oder die Bestellung stornieren wolle? Ich hab die erste Möglichkeit gewählt (Sehe ich aus wie jemand, den die Farbe interessiert?), und am nächsten Tag war die Brille da.

Fazit

Lieber Präsenzhandel, ich bin gerne bereit, ein paar Euro mehr zu bezahlen, wenn ich die Ware vor dem Kauf in die Hand nehmen kann. Ich gehöre nicht zu denen, die vor Ort prüfen, um dann vom Händie online zu bestellen. Wenn Ihr aber nicht in der Lage seid, mir die Vorteile zu bieten, die ein Präsenzhandel gegenüber dem Onlinehandel hat, dann brauche ich euch nicht.

Beklagt euch also nicht, wenn die Kunden weglaufen.