Stinkwanzen: der Zustand des Journalismus in Deutschland

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Die Schleswig-Holsteinische Zeitung titelt: Krabbler auf dem Vormarsch: Stinkwanzen erobern deutsche Wohnzimmer – was man dagegen tun kann.

Weia.

Was für ein schlecht oder gar nicht recherchierter Bericht:

  1. Falsche Art.

    Das Foto im Artikel zeigt keine Grüne Stinkwanze (Palomena prasina), sondern eine Nezara viridula:

    Nezara viridula

    Die erwachsenen Tiere (Imagines) sind grün, die Jungtiere (Larven) recht bunt und hübsch. Nezara viridula ist eine eingewanderte Art und kann recht nervend im Gemüsebau sein. Sie kommt aber kaum ins Haus.

  2. Die Grüne Stinkwanze.

    Die Grüne Stinkwanze (von der so viele Zeitungen fälschlicherweise berichten), ist eine andere Art: sie heißt auf schlau Palomena prasina und ist eine einheimische Wanze. Auch sie kommt nicht häufig ins Haus.

    Sie sieht zugegebenermaßen der erwachsenen Nezara ein bisschen ähnlich:

    Grüne Stinkwanze
  3. Die wahren Täter.

    Was die Leute aber dieses Jahr in Massen im Haus haben, sind diese drei Arten:

    1. Rhaphigaster nebulosa, die Graue Gartenwanze oder Graue Feldwanze;
    2. Halyomorpha halys, die Marmorierte Baumwanze, eine Neubürgerin, die der Rhaphigaster nebulosa recht ähnlich sieht;
    3. Leptoglossus occidentalis, die Amerikanische Zapfen- oder Kiefernwanze, dieses Jahr sehr zahlreich in Häusern, vor allem in Waldnähe.

Hausaufgaben nicht gemacht. Setzen, sechs.

Wenn unsere Journalisten schon nicht in der Lage sind, objektive Fakten korrekt zu recherchieren, was darf ich dann erst bei politischen und strittigen Themen erwarten? Deshalb zwei Empfehlungen:

  1. Gegen unerwünschte Krabbelviecher in der Wohnung helfen Fliegengitter.
  2. Gegen unfähige Journalisten hilft die Kündigung von Abos.