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Kommentare zu What rule based map design requires from the tools it uses vom 16. September 2023

Wolf am 17. September 2023 um 22:44:

Ich sehe gerade, dass Ihr Beitrag Why it is essential for the OpenStreetMap community to actively pursue map design innovation bereits fast zwei Jahre alt ist. Getan hat sich in dieser Zeit offensichtlich nicht viel. Was mich zu der Frage bringt:

Hat überhaupt eine signifikante Menge von Menschen ein Interesse an schönen Karten?

Die wunderschönen noch handgestichelten Karten des Alpenvereins sind Geschichte, sie wurden von topografischen Karten der Landesvermessung abgelöst; ein ähnliches Schicksal ereilt gerade die Swisstopo.

Kann es sein, dass einfach die Zeit der schönen Karten zu Ende geht? Dass nur noch ein paar alten Hanseln (wie z. B. mir) das Herz aufgeht beim Betrachten eines kartografischen Meisterwerks?

Den Aufwand der von Ihnen skizzierten Render-Engine dürfte ans Sechsstellige reichen; und da stellt sich nicht nur die Frage, wie das überhaupt zu stemmen wäre, sondern auch, ob das die dringendste Baustelle im OSM-Projekt ist oder überhaupt eine dringende?

Gruß W.

Wolf am 20. September 2023 um 02:42:

Erstmal Danke für die ausführliche Antwort.

Meine Beobachtung ist, dass ganz im Gegenteil das Interesse, und ich meiner hier gerade auch das anspruchsvolle, tiefer gehende und kritische Interesse an qualitativ hochwertigen Karten, deutlich zugenommen hat. Und zwar sowohl das passive Interesse von reinen Karten-Nutzern als auch das aktive Interesse, selbst Karten zu gestalten. Die Existenz von OpenStreetMap ist ein Ergebnis dieser Entwicklung.

Da bin ich wohl in die Blasenfalle getappt. Mein Umfeld ist sehr technisch, und da interessiert vor allem, *was* in der Karte drin ist, und weniger, wie es aussieht. Mit der OpenTopoMap und OsmAnd sind wir schon weitgehend zufrieden.

Vor dem Hintergrund entbehrt es natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass so viele im OSM-Umfeld denken, dass Kartengestaltung schlicht nicht zum Projekt gehört.

Es wird sehr regelmäßig und ausgesprochen lautstark so verlautbart:

OpenStreetMap ist eine Datenbank und keine Karte.™ (*omm*)
Noch viel bedenklicher ist es aber, wenn als Argument angeführt wird, dass es dringenderes gibt. Mit dem Argument lässt sich jede Investition in Kunst und Kultur zurückweisen.

Bitte seien Sie über das dringenderes nicht verärgert. Ich sehe einfach, dass die Entwicklungs-Kapazitäten im Umfeld von OSM doch sehr begrenzt sind. Ideen gibt es reichlich, Macher zu wenige. Da muss man über Prioritäten nachdenken.

Die Alpenvereinskarte malt Höhenlinien auf Gletschern blau, lässt sie Straßen *senkrecht* und nicht diagonal queren, und Pfade führen nicht durch Baumsymbole durch. Das sieht schon toll aus (so wie Ihre Furten) – nur würde ich nicht Wochen darin investieren wollen, das nachzubauen.

Ich denke nicht, dass der in der öffentlichen Kommunikation in OpenStreetMap oft dominierende Mangel an Wertschätzung für Kartengestaltung und ihre Bedeutung für das Projekt repräsentativ ist für die OSM-Community als Ganzes.

Ihren Wunsch nach einem (möglichst auch für Laien brauchbaren) leistungsfähigen Werkzeuges zu regelbasierten Kartengestaltung verstehe ich natürlich. Was ich aber nicht verstehe: warum hätte ein solches Werkzeug und damit erstellte Karten eine größere Bedeutung *für das OSM-Projekt*? Denn zum einen wäre ein vernünftig gemachtes Werkzeug nicht auf die Verarbeitung von OSM-Daten begrenzt, sondern würde auch Daten der Vermessungsverwaltung verarbeiten. Und zum anderen würden damit aus OSM-Daten gestaltete Karten es wegen der hohen Anforderungen eh nicht auf die OSM-Startseite schaffen, blieben also praktisch unsichtbar.

Was oft fehlt ist eine Wahrnehmung davon, was die Schwierigkeiten bei der Gestaltung einer qualitativ hochwertigen automatisch-regelbasierten Karte ist. Das hat aber vor allem etwas damit zu tun, dass die Praxis der regelbasierten Kartengestaltung für viele Leute sehr unzugänglich und unverständlich ist (was wiederum zu erheblichen Teil an den zur Verfügung stehenden Werkzeugen liegt).
For software development working on something technologically new and edgy is understandably often more attractive than investing time and energy into a solid implementation of something that – technically speaking – is rather boring for the most part.

Die leidige Sache mit den Prioritäten … wofür es weder intrinsische noch extrinsische Belohnung gibt, das wird halt nicht gemacht. :-/

Kommentare zu Repräsentation der Mapper in der OSMF-Mitgliedschaft vom 04. Februar 2024

Wolf am 04. Februar 2024 um 04:16:

Ich verstehe die Relevanz der Anzahl der Mitglieder nicht. Mitglied wird man doch hauptsächlich, um den Vorstand zu wählen. Und der ist regelmäßig mehrheitlich oder sogar vollständig mit Menschen aus dem angelsächsischen und europäischen Raum bestückt.

Selbst wenn die Zahl der Mitglieder durchgehend proportional zur Anzahl der Mapper wäre, hätten Länder oder auch Regionen außerhalb des angelsächsisch-europäischen Raumes nur minimale bis gar keine Chance, einen Vertreter in den Vorstand zu bringen – und der würde regelmäßig überstimmt. Ich sehe da keinen großen Anreiz, Mitglied zu werden.

Wollte man *wirklich* Diversität in Entscheidungsprozessen wünschen, müsste man die Herkunft der Vorständler festlegen, je einer aus Nordamerika+Australien, Südamerika, Europa, Afrika, Mittelasien und Fernasien, und vielleicht noch einer für die ganze Welt. Das aber ist illusorisch – und möglicherweise lässt das UK-Gesellschaftsrecht dies gar nicht zu.

Wolf am 05. April 2024 um 17:22:

Ich betrachte die Situation weniger aus der Sicht des Projektes, sondern aus der Sicht des Menschen von außerhalb von USEU, der OSMF-Mitglied werden soll. Der verdient seine Brötchen nicht mit OSM-Daten, sondern der betreibt OSM in seiner Freizeit. Englisch spricht er, wenn überhaupt, auf Schulniveau. Er hat keine Führungsposition inne und kann weder durchsetzungsstark auftreten noch ist er rhetorisch geschult.

Und der soll antreten gegen Menschen, die mit der Nutzung von OSM-Daten ihr Geld verdienen, die effektiv während ihrer bezahlten Arbeitszeit im Projekt netzwerken können, die Englisch auf Muttersprachlerniveau oder knapp darunter sprechen und die gewohnt sind, als Führungskraft aufzutreten und sich durchzusetzen? Welche Chance soll er da haben?

Wir haben doch gesehen, wie (ungeschickte) Bewerbungen von Menschen von außerhalb des inner Circles lautstark und herablassend im Forum niedergemacht worden sind. Mit angelsächsisch-europäischen Kriterien, die jemand von außerhalb schlichtweg nicht erfüllen kann. Eine Bewerbung ist da sinnlos und Zeitverschwendung. Verschwendung von Zeit, die der, der nicht während der Arbeitszeit netzwerken kann, nicht hat.

Mal ein Vorschlag zur Diversifizierung (ich weiß, dass der unrealistisch ist):

  1. Menschen, die zu einem signifikanten Teil ihren Lebensunterhalt im Umfeld von OSM-Daten verdienen, werden von allen Führungsjobs und Meinungsbildungsjobs ausgeschlossen, explizit also aus Vorstand und allen Kommunikations-Aufsichtsposten. Wegen CoI und des unfairen Wettbewerbs. Es macht den Wettbewerb ein klein wenig fairer, wenn Hobbyisten gegen Hobbyisten antreten und nicht gegen Profis.
  2. Die OSM-Amtssprache wird rotiert. Dieses Jahr Hindi, im nächsten Jahr Japanisch, 2026 dann Russisch. Englisch erst wieder 2032. Das würde den Sprachbias herausnehmen und das verlogene Argument des Hey, es gibt doch die automatische Übersetzungsfunktion als das aufzeigen, was es ist: arrogant und verlogen.

Bei beidem gäbe es einen lauten Aufschrei von denen, die es betrifft, von denen, whose work we know and enjoy. Deshalb seien wir mal ehrlich: von Ihnen abgesehen besteht doch überhaupt kein Interesse, Macht abzugeben an Menschen oder Gruppen von außerhalb der USEU?

Ein europäischer Bewerber für den Vorstand, der eine größere Diversität für selbigen Vorstand wünscht, könnte das am besten dadurch ausdrücken, dass er seine Kandidatur zurückzieht.

Kommentare zu Zwanzig Jahre OpenStreetMap – ein Rückblick auf Beobachtungen und Vorhersagen vom 17. Juli 2024

Wolf am 17. Juli 2024 um 22:47:

Guten Abend.

Als ich zu OpenStreetMap gestoßen bin, war das ein Geil! Ich kann meine gesammelten Tracks als Straßen und Wege in eine Karte malen und diese Karte frei nutzen. Dass auch andere teilnehmen, war ob der schieren zu erfassenden Datenmenge klar, aber darüber hinaus bedeutungslos. Ganz im Gegenteil war es schön, ungestört in Ruhe an der Karte zu arbeiten. Wie ein Gemälde malen oder eine Modelleisenbahn bauen, dabei aber für viel mehr Menschen nützlich. Die Gemeinschaft spielt da keine Rolle. Die Menschen haben mit den Füßen (bzw. den Fingern an der Tastatur) demokratisch abgestimmt: Die weit überwiegende Mehrheit der OpenStreetMap-Mitarbeiter nimmt an keinem der offiziellen Kommunikationskanäle teil.

Da frage ich mich, wann der Austausch und der Kommunikation von lokalem geografischem Wissen durch eine kulturübergreifende Gemeinschaft von Mappern mittels egalitärer, selbstbestimmte Zusammenarbeit als Kernidee von OpenStreetMap festgelegt wurde?

die Möglichkeit, dass diese Entwicklung dazu führen könnte, dass Menschen ihr geografisches Wissen zunehmend über Mittel außerhalb von OpenStreetMap teilen und austauschen.

Wenn Sie die technische Infrastruktur meinen: da führt auf absehbare Zeit an der OpenStreetMap-Datenbank kein Weg vorbei, schon wegen des Netzwerkeffektes (the winner takes it all) und der Kosten des Betriebs einer Datenbank-Infrastruktur.

Wenn es um den zwischenmenschlichen Dialog im Umfeld von OpenStreetMap geht: Es war schon immer so, dass der größte Teil der Kommunikation außerhalb der OpenStreetMap-Kanäle – oder gleich gar nicht – erfolgte. Konstruktive Gespräche zu einem kritischen Thema (Wahrheitssuche) finden halt am besten und einfachsten eins zu eins unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, wo man frei von der Leber weg reden kann und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss, weil es ansonsten Jahre später in einem Tribunal gegen einen verwendet werden könnte. Kritik in einer E-Mail ist etwas, worüber ich nachdenken kann und möglicherweise meine Meinung zu etwas ändern. Das ist öffentlich nicht möglich, weshalb Forendiskussionen sich so oft und immer wieder im Kreis drehen. Kennen Sie jemanden aus der OpenStreetMap-Elite, der jemals als Ergebnis einer Diskussion seine Meinung zu etwas öffentlich geändert hat? Die De-Diversifizierung wird noch mehr Diskussion aus den offiziellen Kanälen verdrängen, und die vorgeschlagene Öffentlichmachung der Direct Messages diese sinnlos machen.

Das alles ist aber weder spezifisch für OpenStreetMap noch etwas Schlimmes.

Schlimm wird es erst dann, wenn man, wie von Tomas unter der englischen Version kommentiert, unter dem Radar bleiben muss, um sich vor Kulturimperialismus zu schützen.

Aber die überwiegende Mehrheit der organisatorischen Kommunikation über OpenStreetMap (und das ist es, was die größte Reichweite hat) stellt OpenStreetMap heutzutage als eine Sammlung nützlicher Geodaten dar, die größtenteils von Freiwilligen produziert wird (wobei Freiwillige hier unbezahlte Arbeitskräfte bedeutet und weder lokales Wissen noch Selbstbestimmung darüber impliziert, was sie kartieren und wie sie es kartieren).

Das braucht man nicht extra darzustellen. OpenStreetMap *ist* eine Sammlung nützlicher Geodaten, zu der man niederschwellig beitragen und die man frei nutzen kann (ob der schieren Datenmenge nicht ganz so niederschwellig).

Ich habe auf meinen Wanderungen und Touren noch nicht einen einzigen Menschen gefunden, der OpenStreetMap kannte. Komoot&Co hat gefühlt jeder draußen auf seinem Wischfon oder kennt es zumindest. Und da steht in der Ecke: Map Data © OpenStreetMap-Mitwirkende. Nützliche Geodaten, von Mitwirkenden gesammelt. Genau das. Nur das.

Und in der Tat kann Otto-Normal-Erfasser zwar *erfassen*, was er will (solange er den in Mitteleuropa beschlossenen Regeln folgt, egal wie unsinnig sie am anderen Ende der Welt sind, oder unter dem Radar bleibt), aber nicht *kartieren*, was er will, denn Otto-Normal-Datenerfasser hat weder Einfluss auf die Darstellung in den Karten (won’t implement, closed.) noch kann er, solange er kein Geek ist, mal einfach so selber eine Karte erzeugen. (Ich spreche hier nicht von einer Hundekottütenspenderkarte mit Umap.)

Also ja, freiwillige unbezahlte Arbeitskräfte ohne Einfluss auf das Projekt. Die aber, so man sie in Ruhe lässt, mit Spaß bei der Sache sind. Weil es toll ist, Dinge in der Karte auftauchen zu sehen, die man gerade eingetragen hat.

Normalerweise würde man erwarten, dass ein solch klarer und fast durchgängiger Trend in der öffentlichen Kommunikation dazu führt, dass die Mapper dieses Framing von OpenStreetMap zunehmend verinnerlichen.

Ein Einfluss würde voraussetzen, dass die Menschen diese öffentliche Kommunikation wahrnehmen. Die große Mehrheit interessiert sich aber nicht einmal dafür (s. o.), die sehen nur ihren Editor und die sie interessierende Karte(n).

Es ist am besten, dieses Schisma nicht als eine vollständige Trennung von Kommunikationsblasen zu sehen, bei der die eine von der anderen völlig abgekoppelt ist, sondern eher als eine starke kulturelle Kluft.

Für mich klingen sowohl Schisma als auch kulturelle Kluft zu negativ. Es sind einfach zwei Welten, die fast nichts miteinander zu tun haben. Seien wir froh, dass die Vielen, die die eigentliche Arbeit leisten und Daten zusammentragen, egal ob unterwegs oder als Sofa-Mapper, keinen Kontakt zum öffentlich sichtbaren Teil von OpenStreetMap, den Kommunikationskanälen und den Eliten von OpenStreetMap haben oder haben wollen. Würde ich einen Mechanismus à la Clockwork Orange erfinden, der zur Teilnahme an der öffentlichen Kommunikation zwingt, könnte das beim gegenwärtigen Zustand womöglich das Ende des Projektes bedeuten.

Die Nullhypothese dazu wäre: Es geht nicht, OpenStreetMap wird zwangsläufig entweder verschwinden oder sich in eine klassische Organisation mit sozialer Hierarchie verwandeln (d.h. nicht-egalitär werden) – bestenfalls mit einem Rahmen von repräsentativer Demokratie irgendeiner Art.

Ich würde die beiden Punkte Verschwinden von OpenStreetMap und soziale Hierarchie trennen, denn meines Erachtens haben die miteinander nichts zu tun.

OpenStreetMap wird noch lange existieren, aber sukzessive an Bedeutung verlieren. Schon wegen der Freigabe von immer mehr Präzisionsvermessungsdaten der professionellen Vermessungsverwaltung, Laser-Scans und Luftbildern, in Verbindung mit dem immer einfacheren und kostengünstigeren Einsatz von angelernten neuronalen Netzen; wegen weiterer Datenspenden und des Wachstums von Wikidata; weil die Menschen wegen des absehbaren wirtschaftlichen Niederganges von besonders Deutschland keine Zeit mehr zum Mappen haben werden; und weil – nach 20 Jahren kein Wunder — die Luft raus ist. Schauen Sie sich die Wiki-Seite OpenStreetMap 20th Anniversary Birthday party an: Begeisterung sieht anders aus.

Unabhängig davon existiert die soziale Hierarchie längst. Das merkt man am deutlichsten bei Konflikten. Wenn Sie zur Oberschicht gehören, können Sie beleidigen, drohen, ja sogar im Datenbestand vandalisieren ich revertiere sowas, ohne es zu prüfen, ohne dass dies irgendwelche Folgen hätte, während Otto-Normal-Erfasser schon für eine harmlose Kritik wegmoderiert oder mit Sperre bedroht wird (ich spreche hier nicht von mir). Das hat aber kaum Bedeutung für das Projekt, weil die Mehrheit der Projekt-Teilnehmer dank Verzicht auf Teilnahme an den offiziellen Kanälen nichts davon mitbekommt und der große Teil der Übrigen sich damit arrangiert hat.

Damit meine Hypothese: OpenStreetMap wird langsam, aber stetig an Bedeutung verlieren und ist bereits eine Organisation mit sozialer Hierarchie, wobei letzteres keinen Einfluss hat auf ersteres.

Gruß Wolf

Wolf am 31. Juli 2024 um 16:34:

Danke für die Antwort.

Dass es eine ganze Menge Mapper in OSM gibt, die der sozialen Komponente des Mappens in OpenStreetMap eher gleichgültig bis ablehnend gegenüber stehen und die es oft lieber hätten, wenn sie völlig isoliert nur für sich mappen könnten, ist ein wichtiger Punkt.

Es geht nicht um es lieber alleine isoliert. Natürlich guckt man sich in einer Gegend, in der man neu ist, erst einmal um, wie dort gearbeitet wird, und passt sich daran an. Jedenfalls halte ich das so. Komme ich mit einer lokalen Tagging-Praxis nicht klar, gehe ich weg. Das sehe ich aber nicht als soziale Komponente, sondern einfach nur als gutes Benehmen. (Ich bin auf Baustellen sozialisiert, wo bei schlechtem Benehmen schon mal ein Schraubenschlüssel fliegt.)

Sie können problemlos zu mehreren ein Gebiet oder ein Thema bearbeiten, ohne daraus ein soziales Event zu machen.

Ich denke, OpenStreetMap kann damit durchaus umgehen, solange (a) solche Mapper eine relativ kleinen Minderheit darstellen

Ich gehe davon aus, dass es nicht eine kleine Minderheit ist, sondern dass die überwiegende Mehrheit der Erfasser so arbeitet. Das mag anders aussehen, weil man sich natürlich nur mit denen unterhalten kann, die auf Kommunikationskanälen unterwegs sind. Es ließe sich aber überprüfen: Mit Zugriff auf die OpenStreetMap-Datenbanken könnte man leicht berechnen, welcher Teil der Erfasser noch nie einen der Kommunikationskanäle ML, Forum, Wiki (schreiben), Diary, Comments oder CS-Comments benutzt hat. Ich nehme an, das ist die große Mehrheit. Und draußen auf einen anderen Erfasser zu stoßen, ist eher unwahrscheinlich. Jedenfalls ist mir noch keiner begegnet.

(b) die grundsätzliche Gleichberechtigung aller Mapper akzeptieren, also anderen die selben Rechte zubilligen, die sie für sich in Anspruch nehmen.

Das ist selbstverständlich. (Und dies nicht zu tun, eher ein Privileg der Oberschicht.🙁)

Mir ging es hier nicht um die Vorhersage, was aus OpenStreetMap wird, sondern um die Frage, ob OpenStreetMap als soziales Projekt auf Basis der von mir beschriebenen Grundidee langfristig tragfähig ist.

Ich formuliere meine These neu:

OpenStreetMap ist bereits eine Organisation mit sozialer Hierarchie. Das hat aber keine Bedeutung, weil die überwiegende Mehrheit der Datenerfasser keinen Kontakt mit der Organisation hat (abgesehen von der API). Die Idee/Das soziale Experiment OpenStreetMap wird weiterbestehen, solange die Datenerfasser weitgehend in Ruhe gelassen werden (und die API bereitgestellt wird).

(Let’s agree to not agree: Ich denke nicht, dass die von Ihnen beschriebene Grundidee eine große Bedeutung hat.)

Gruß Wolf

PS: Es ist wirklich schade, dass Ihre Beiträge so wenig Resonanz in der Community haben, während jeder Unfug im Forum gleich Dutzende Antworten hat. Und das trotz Erwähnung in der Wochennotiz.🙁

Kommentar zu Ein kurzer Kommentar zur State of the Map 2024 vom 10. September 2024

Wolf am 11. September 2024 um 23:17:

Möglicherweise ist es der gleiche Grund, aus dem – bis zum Aufbruch und Aufstieg von Japan, dann Korea, und jetzt auch China – die Länder mit jüdisch-christlicher Leitkultur praktisch allen Fortschritte in Mathematik und den Naturwissenschaften bewirkt sowie fast alle Erfindungen gemacht haben?

Kommentare zu Is the OSMF not overly fond of OpenStreetMap? vom 25. Oktober 2024

Wolf am 20. November 2024 um 18:42:

Die Nutzung von Fremdkarten durch die OSMF ist eine Folge davon, dass OSM eine Datenbank bereitstellt und keine Dienste für Endnutzer. Mit Kartendesign hat das nur wenig zu tun.

So wie die Hauptkarte mir die Fülle der Informationen zu POIs vorenthält, die Suche keinen Tippfehler verzeiht, und die Routingdemo mich in den Wald an den Zaun des Flughafens führt, so kann ich auch nicht mit OSM-Bordmitteln aus einer Excel-Tabelle mit einer Geodaten-Spalte eine Karte generieren.

Wer auch immer bei der OSMF diesen Beitrag erstellt hat, er hätte, um OSM-Daten zu nutzen, ein Unternehmen im OSM-Umfeld beauftragen müssen, also ein Unternehmen auswählen und somit Diskriminierung betreiben. Wer würde sich das antun? Da frickelt man doch lieber etwas aus Drittquellen zusammen.

Wolf am 22. November 2024 um 00:41:

Ich halte die Visualisierung von Daten mit Geobezug für eine Basisanwendung. Als Endanwender (ich hab mal in einer Redaktion gearbeitet) will ich ein Excel mit den Daten hoch- und dann ein EPS herunterladen, das ich dann in einen Artikel einbette.

Die OSM-Community stellt nichts in dieser Richtung bereit: ohne GIS-Kenntnisse helfen mir die OSM-Daten nicht weiter. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als einen Dienstleister zu beauftragen.

Gäbe es einen Dienst in dieser Richtung, hätte das nicht nur die OSMF vor der Blamage bewahrt, sondern man könnte auch dem Kartonkleber aus meinem Nachtrag weiterhelfen.

Also ja, ich denke, man könnte mit einem solchen Dienst das Problem lösen.

Wenn es diesen Dienst nicht gibt und man nicht auf kommerzielle Dienstleister zurückgreifen will, kann man das Problem der OSMF und des Kartonkleber natürlich wie von Ihnen vorgeschlagen mit Freiwilligen-Arbeit lösen. Da ist das Angebot aber gering, nimmt weiter ab, und OSM(F) konkurriert mit anderen Projekten um das schwindende Angebot.

Kommentare zu More map symbols vom 01. November 2024

Wolf am 27. November 2024 um 06:59:

Ich suche seit vielen Jahren nach einem neuen technischen Betreuer für die Historic.place und bin dabei eben so erfolglos wie Sie bei Ihrem Einsatz für freie und quelloffene Werkzeuge für Kartendesigner, die substanzielle Innovationen im eigentlichen Kartendesign ermöglichen. Erfolgreich war ich im Gegensatz dazu bei der Anwerbung von weiteren Geodaten-Erfassern, auch wenn leider keiner sich zu einem Power-Mapper entwickelt hat.

Nun sind die Voraussetzungen für die Betreuung eines aus Geodaten gespeisten Webangebotes oder für die Entwicklung einer Karten-Render-Toolchain deutlich höher als die zur Eingabe einer Imbissbude mit dem ID-Editor.

Der Hauptunterschied ist jedoch, so denke ich, ein anderer: Der Geodaten-Erfasser arbeitet *für sich*, die Belohnung für die Eingabe der Imbissbude ist die Darstellung der Imbissbude in der Karte.

Warum aber sollte jemand eine weitere Render-Toolchain entwickeln (oder in meinem Fall die Filterung von OSM-Daten für eine Themenkarte überarbeiten)? Die bisherigen Tools sind entstanden, weil jemand ein eigenes Interesse an den erzeugten Karten hatte. Und diese Karten sind mittlerweile – auch durch Ihre Arbeit – ziemlich gut. Auf jeden Fall *gut genug* aus der Sicht der Mehrzahl der Nutzer.

Was zum Nachteil wird (das Gute ist der Feind des Besseren): denn es ist ein sehr hoher Aufwand für neue Tools erforderlich; dem steht aber nur eine graduelle Verbesserung des erzeugten Produktes Karte entgegen. Die meisten Kartennutzer werden die Änderung überhaupt nicht wahrnehmen, geschweige denn diesen einen Wert zumessen. Niemand zahlt (im weitesten Sinne) für eine Verbesserung von etwas, das schon gut genug war.

Und wenn doch jemand eine schöne Karte bewundert (wie ich andernorts schrieb: mit auf Gletschern blauen Höhenlinien, die Straßen senkrecht queren, und Pfaden, die nicht durch Baumsymbole führen), ist es der Kartendesigner, der Ruhm und Ehre einheimst und für die Bewerbung des eigenen Unternehmens nutzen kann, nicht der Erbauer der Tools.

Anders als eine Routing-Engine, die Sie an GLS vermieten oder an Tesla verhökern können, bietet eine neue Render-Engine auch keine Möglichkeit zur wirtschaftlichen Nutzung. Ein Anbieter von damit gerenderten Tiles wird eher nicht den Tool-Erbauer an den Einnahmen beteiligen. Ist ja Open Source.

Langer Schreibe kurzer Sinn: Die Aufgabe, die Sie zu vergeben haben, ist für die meisten unattraktiv; lohnend ist sie nur für denjenigen, den die damit erzeugten besseren Karten persönlich interessieren. Und das sind Sie. Damit wird, so meine Befürchtung, diese Aufgabe an Ihnen hängen bleiben.

So wie die Überarbeitung der technischen Basis der Historic.place an mir.

Wolf am 28. November 2024 um 04:33:
viele Open-Source-Projekte, gerade auch im Bereich Geodaten-Verarbeitung, direkt von Unternehmen gesponsert
werden auch gerade erhebliche Mengen an öffentlichen Geldern auf die Straße geschmissen

Damit sind Sie in einer besseren Position als ich: Sie können Fördergelder beantragen und einen Programmierer einstellen, der ihre neue Toolchain programmiert.

Ein Skript zum Preprocessing von OSM-Daten für eine Themenkarte werde ich dagegen mangels allgemeinem Interesse wohl kaum gefördert bekommen.🙄

Wolf am 28. November 2024 um 14:11:
dann bleibt die OSM-Community zwangsläufig hinter den Teilen unserer Gesellschaft zurück, wo Arbeitsteilung funktioniert

Ja, leider. OSM hat die besten Zeiten hinter sich und ist jetzt der billige Jakob für Geobasisdaten.🙄

(OT: Es wäre gesünder, wenn mir das völlig egal wäre; nur nagt da die Wehmut, die Erinnerungen an die besseren Zeiten.)