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Re: OT: Neues Waldgesetz in Hessen droht mit massiven Einschränkungen


Geschrieben von Taunide (Gast) am 04. Juli 2012 09:17:29: [flux]

Als Antwort auf: OT: Neues Waldgesetz in Hessen droht mit massiven Einschränkungen geschrieben von Taunide (Gast) am 03. Juli 2012 06:22:

yzemaze wrote:

Das ist dankenswerterweise (noch) falsch, in §15 (4) heißt es:

Betreten mehrere Personen den Wald zur Verfolgung eines gemeinsamen Zweckes, steht
ihnen das Betretungsrecht nur zu, wenn nach den örtlichen Gegebenheiten eine Beeinträchtigung
des betroffenen Waldgebietes nicht zu erwarten ist.

Sofern man also die "festen Waldwege" nicht verlässt, sollte das Mappen auch in der Gruppe wohl nicht über das "zulässige Maß" hinaus gehen und somit eben keiner Zustimmung bedürfen.

Naja, das Problem besteht wohl gerade darin dass so ein Gummiparagraph den zuständigen Amtsträgern erlaubt "Beeinträchtigungen des betroffenen Waldgebiets" beliebig festzustellen, ganz einfach, weil sie die angeblichen Experten sind oder der Wald ihnen schlicht gehört.

Wie zum Beispiel angebliche "Störungen des Wildbestands" durch ("einen gemeinsamen Zweck verfolgende") Geocacher -- die ja mancherorts schon als Problem gesehen oder zu einem hochstilisiert werden. Der juristisch wunde Punkt bei diesem Hobby ist ja wohl, dass ein Grundeigentümer "eigentlich" die Erlaubnis zum Niederlegen eines Caches geben muss. Das gilt auch für Staatswald. Die zuständige Forstverwaltung dürfte dazu aber kaum je gefragt werden.

Ich kann mir schon vorstellen dass sich manche Jäger "gestört" vielen, wenn sie einen vielbesuchten Cache in ihrem Revier haben. Jäger sind nun mal sehr leicht zu stören. Und natürlich kennen Jäger immer die lokale einflussreichen Leute, Grundbesitzer, und können entsprechend Einfluss nehmen, dass derartige Störungen wieder abnehmen.

Als Reiter der sein Gelände seit 30 Jahren kennt, habe ich folgendes beobachtet: Die kleinen, unbefestigten Wege werden seit vielen Jahren immer weniger, weil sie niemand mehr kennt und benutzt. Jeder der topografische Karten im Maßstab 1:25.000 benutzt, kennt das: Jeder zweite Weg ist zugewachsen und verschwunden. Auch Wanderer gibt es immer weniger; sie wandern immer kürzere Strecken*). Für die Jäger waren das paradiesische Zustände. Sie haben sich daran gewöhnt dass der Wald, abseits der zu Forststraßen ausgebauten Hauptwanderwege, ihnen fast "allein gehört". Selbst die Reiter wurden immer weniger, weil es zwar mehr Pferde gibt als vor 30 Jahren, diese aber immer weniger geritten werden. Jetzt belebt sich, nicht zuletzt dank OSM, der Wald wieder etwas mehr durch die Mountainbiker und Geocacher. Mir gefällt das grundsätzlich. Die Leute entdecken wieder die Schönheit der Natur nahe bei ihrer Haustür und verbrennen weniger Sprit oder Flugbenzin. Man begegnet plötzlich Leuten wo man schon jahrelang niemanden mehr gesehen hat. Kürzlich hat jemand sogar einen Verbindungsweg freigeschnitten den ich ein paar Monate zuvor gemappt hatte. An den ulkigsten Plätzchen ist plötzlich alles voller Steinmännchen oder kleiner Mäuerchen; es sieht aus als wären die Kelten gerade erst weggezogen.

"Interessierte Kreise" stilisieren das nun zur Katastrophe für die Natur hoch, und verschweigen dabei geflissentlich, dass noch vor 50 Jahren durch die normale Nutzung des Waldes zur Holzproduktion viel mehr Leute im Wald unterwegs waren als heutzutage. Geschweige denn vor 100 oder 200 Jahren : Holzfäller, Köhler, Bergarbeiter...
Das Interesse dabei ist immer dasselbe:Ruhe im Wald - unabhängig davon dass :
a) Beobachtungen von Tieren und Pflanzen, oder Jagd eben auch bloss Hobbies sind, und niemand erwarten kann bei der Ausübung seines Hobbies in der freien Natur ungestört zu bleiben
b) der Durchschnittsjäger kaum noch Zeit für sein Hobby hat und er selbst unter Druck steht, durch vorgegebene Abschusszahlen und den selbsterzeugt angewachsenen Wildbestand. Und wenn die Abschusszahlen nicht erreicht werden, das Wild die benachbarten Felder kahlfrisst, dann sind eben die Geocacher oder Mountainbiker Schuld...

  • ) was vielleicht auch daran liegt das der Durchschnittswanderer immer älter wird. Ich besitze aber einen offiziellen Wanderführer des Taunus von 1905. Was da für Touren beschrieben sind : holla Waldfee! Und die Zeitangaben von damals könnte man heute allenfalls noch per Rad oder zu Pferd einhalten. Sportliche Leute müssen das gewesen sein, die nach einem Zehnstundentag in der Fabrik, 6 Tage die Woche, dann Sonntags mal eben so 50km durch den Wald stiefelten, von einer Ecke des Gebirges zur andern, inkl. An- und Abreise mit den (damals neuen) Eisenbahnen, die sogar spezielle Sonntagstickets für solche Wanderer verkauften (es dürfte sich also gelohnt haben). Zu Fuß würde ich das heute als Extremwandern klassifizieren!