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Intensivpatient Gesundheitswesen

Die Stimmung ist hochexplosiv. An der Basis brodelt es. Überall im Land demonstrieren niedergelassene Ärzte gegen zunehmenden Kostendruck, Gängelung bei der Medikamentenverschreibung und ausufernde Bürokratie. An Universitäts-Kliniken legen die Mediziner die Arbeit nieder, weil sie katastrophale Arbeitsbedingungen beklagen. Die Belegärzte gehen auf die Straße, weil die neue Vergütungsregelung der Bundesregierung nur noch die Hälfte der früheren Gebühren für Operationen vorsieht. Das Pflegepersonal beklagt eine immer größer werdende Belastung im Arbeitsalltag. Doch auch in der Bevölkerung macht sich Unmut breit über angedachte, ausgeführte und wieder zurückgenommene Pläne im Gesundheitswesen: 10 Euro Praxisgebühr, steigende Krankenkassenbeiträge, immer mehr Zuzahlung bei Medikamenten und Untersuchungen. Jetzt das Arzneimittelsparpaket, die neuen Gebührenordnungen, angedrohte Rückzahlungen für Niedergelassene, wenn sie Tagestherapiekosten überschreiten und drohende Einkommensverluste, wenn die Honorare für Privatpatienten gestrichen werden sollten. Um das Gesundheitswesen finanzierbar zu halten, müssen Reformen her, doch die Regierung verstrickt sich ? zumindest lässt das die derzeitige Diskussion erkennen - in einem Dschungel von neuen kleinen Verordnungen. Ein Gesamtkonzept ist kaum zu erkennen und der Bürger wird völlig überfordert durch ständig neue Regelungen. Er lebt mit der Unsicherheit und Angst, bald seine Medikamente nicht mehr bezahlt zu bekommen, immer mehr Geld monatlich für Krankenkassenbeiträge aufbringen zu müssen und immer weniger Leistungen zu erhalten. Die Ärzte sind durch die neuen Fallpauschalen und Qualitätsprüfungen mehr mit Schreibkram beschäftigt, als das sie sich um ihre Patienten kümmern könnten. Chirurgen verbringen nach Angaben der DGCH (Deutsche Gesellschaft für Chirurgie) täglich fast drei Stunden mit administrativer Dokumentation. Weiterhin wurde errechnet, dass sich ein Kassenarzt täglich mit 60 verschiedenen Formularen auseinander setzt. Er verbringt dafür rund 14 Stunden pro Woche. Viele Ärzte gehen vorzeitig in den Ruhestand, auch, weil sie sich durch ein Übermaß an Bürokratie belastet sehen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sind in den nächsten Jahren 30 000 Arztpraxen bundesweit von der Schließung oder gar der Insolvenz bedroht. Laut dem "Krankenhaus Rating Report 2006" kann jede zehnte der knapp 1900 allgemeinen Kliniken in Deutschland in den nächsten fünf Jahren nicht mehr wirtschaftlich überleben. Der Investitionsstau bei den Krankenhäusern liege insgesamt bei zwölf Milliarden Euro. Nach der Studie sind derzeit 20 Prozent aller Krankenhäuser Deutschlands insolvenzgefährdet, 66 Prozent stehen gut da und 14 Prozent liegen im mittleren Bereich. Erschreckende Fakten, erschreckende Zahlen. Wo steuert unser Gesundheitssystem hin? Können wir das Ruder noch herumreißen oder enden wir in der heillosen Verstrickung von einzelnen restriktiven Maßnahmen? Darüber diskutiert Tilmann Schöberl am 25.Januar 2006 von 20.15 bis 21 Uhr im BürgerForum live.

  1. 25.01.2006 20.15, Bayern 3, BürgerForum live
  2. 26.01.2006 01.40, Bayern 3, BürgerForum live
  3. 26.01.2006 11.45, Bayern 3, BürgerForum live
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