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Lebenslänglich, trotzdem frei - Gnade für die RAF?

Die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt ist frei. Sie wurde am vergangenen Sonntag aus dem Gefängnis entlassen - nach 24 Jahren. Mohnhaupt war zu fünf Mal lebenslänglich plus 15 Jahren Haft verurteilt worden. In der Bevölkerung und in weiten Teilen der Politik wird die Freilassung nach Verbüßung der Mindesthaftzeit als ungerecht empfunden - auch wenn es der gängigen Praxis in der Bundesrepublik entspricht, Mördern nach so langer Haftzeit eine Chance zu geben, sich in die Gesellschaft zu integrieren und ein neues Leben anzufangen. Aber sind RAF-Terroristen wie normale Mörder zu behandeln? Das ist eine Frage, die unsere Gesellschaft schon lange bewegt. Sie sorgte schon für heftige Emotionen, als Mohnhaupt in den 80-er Jahren festgenommen wurde, als sie und ihre Mittäter vor Gericht standen und als normale Kriminelle verurteilt wurden. Von den RAF-Anwälten - Rupert von Plottnitz war einer von ihnen, aber auch Otto Schily und Christian Ströbele zählten dazu - wurde immer das politische Motiv, der Kampf gegen das kapitalistische System und einen repressiven Staat, in den Vordergrund gerückt. - Auch Claus Peymann, renommierter Intendant des Berliner Ensembles, ist der Ansicht, man müsse die politischen Motive der RAF-Terroristen ernst nehmen. Er hat Christian Klar - neben Mohnhaupt der Kopf der sogenannten 2. RAF-Generation - ein Praktikum in seinem Theater angeboten, wenn er Freigang erhalten oder vom Bundespräsidenten vorzeitig begnadigt werden sollte. - Wie soll unser Staat heute mit den RAF-Tätern umgehen? Das ist eine wichtige Frage an unser aller Geschichts- und Gesellschaftverständnis. Wie sieht das Klaus Bölling, Regierungssprecher und enger Vertrauter von Helmut Schmidt, dessen Regierungszeit vom RAF-Terror überschattet war. Diese Frage stellt sich aber auch ganz konkret den Angehörigen der Opfer. Ina Beckurts zum Beispiel, deren Mann - ein Siemens-Manager auf der mittleren Führungsebene - von der RAF brutal ermordet wurde. Können es die Angehörigen ertragen, wenn der Rechtsstaat Gnade gewährt? Gnade für Täter, die nie wirklich Reue gezeigt haben? Wenn Politiker wie Edmund Stoiber eine vorzeitige Haftentlassung für RAF-Terroristen ablehnen oder Roland Koch die "fehlende Empörung über die offensichtliche Relativierung der RAF" beklagt, dann sorgen sie sich nicht zuletzt um eine Verhöhnung der Opfer. Verhöhnung oder Versöhnung? Darf es Gnade ohne tätige Reue geben? Welche Verantwortung haben die 68er? Ist linker Terror in Deutschland gescheitert oder wird er immer noch glorifiziert? Über diese und andere Fragen diskutiert Maybrit Illner mit ihren Gästen - in einer Zeit, da politisch motivierter Terrorismus seit dem 11. September eine ganz andere Dimension erreicht hat als zu RAF-Zeiten.

  1. 29.03.2007 22.15, ZDF, Maybrit Illner
  2. 30.03.2007 03.45, ZDF, Maybrit Illner
  3. 30.03.2007 17.30, Phönix, Maybrit Illner
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