Springe zu: Hauptmenue, Stichwörter nach Anfangsbuchstaben.

Gefährlich, aber billig - Ist Atomstrom doch die Lösung?

Die Energiepreise steigen rasant - und parallel dazu wächst die Bereitschaft, auch wieder über die Atomkraft als Stromquelle nachzudenken. Jahrzehntelang hatte sie in Deutschland ein absolut negatives Image: Viel zu gefährlich! Darüber waren sich spätestens nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 fast alle einig. Der Atomausstieg, von der rot-grünen Koalition und vom damaligen Umweltminister Trittin entschlossen durchgezogen, war durchaus populär. Fast jeder Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben wurde von heftigen Demonstrationen begleitet. Es gehörte schon Mut dazu, sich - wie der heutige Bundeswirtschaftsminister Glos - unbeirrbar für Atomkraftwerke auszusprechen. Das hat sich in den letzten Wochen schlagartig geändert. Angesichts enorm steigender Energiekosten und der immer größer werdenden Bedeutung des Klimaschutzes wird es jetzt eng für die Atomkraftgegner. Die Angst vor dem Atom-GAU scheint geringer als die vor schmelzenden Polkappen und einem Leben ohne bezahlbaren Strom, wenn Kohle, Gas und Öl immer knapper und teurer werden. Als der Atomausstieg entschieden wurde, lag der Ölpreis bei zehn Dollar pro Barrel, inzwischen liegt er bei über 135 Dollar...Tendenz: steigend! Atomstrom sei dagegen "konkurrenzlos günstig", sagt Walter Hohlefelder vom Deutschen Atomforum. Ist der eilige Atomausstieg also noch zeitgemäß? Die Deutschen sind bei dieser Frage inzwischen in zwei gleich starke Lager gespalten: Laut einer aktuellen Umfrage sprechen sich 46 Prozent für eine Verlängerung der Kernkraftwerk-Laufzeiten aus - ebenfalls 46 Prozent wollen, dass sämtliche Meiler, wie vorgesehen, bis zum Jahr 2021 abgeschaltet werden. Die Union wittert Morgenluft und schreibt die Kernenergie ohne hörbare Widerstände in ihr Klimaschutzprogramm. Atomkraft wird umgetauft in "Öko-Energie". Die Bundeskanzlerin macht keinen Hehl mehr aus ihrer Sympathie für die Atomenergie, winkt aber ab: Darüber könne man mit der SPD nicht reden. Wirklich nicht? Der SPD-Vordenker Erhard Eppler, Jahrzehnte lang Atomkraftgegner, denkt laut über eine Verlängerung der Laufzeiten nach, wenn im Gegenzug der prinzipielle Atomverzicht ins Grundgesetz aufgenommen würde. Und selbst die SPD-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt Gesine Schwan plädiert für längere Laufzeiten bestehender Atomkraftwerke. Ist das Aus für die Atomkraft eine Frage der Überzeugung oder am Ende nur eine Frage des Preises? Was passiert mit dem radioaktiven Abfall? Was kostet er künftige Generationen? Woher kommt bezahlbare Energie, wenn die Meiler vom Netz sind? Und wie können wir das Klima schützen ohne Atomkraftwerke? Darüber diskutiert Maybrit Illner am Donnerstag ab 22.15 Uhr mit ihren Gästen.

  1. 10.07.2008 22.15, ZDF, Maybrit Illner
  2. 11.07.2008 02.45, ZDF, Maybrit Illner
  3. 11.07.2008 17.30, Phönix, Maybrit Illner
HTML · CSS · über den Rathgeber