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Leben mit chronischen Schmerzen

In Österreich leiden bereits 1,5 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. An erster Stelle stehen Rückenschmerzen, gefolgt von Kopf- und Nackenproblemen. Rund 25 Prozent der Beschwerden sind psychosomatisch. Wie sehr diese das alltägliche Leben der Betroffenen beeinträchtigen, ist am 6. Februar um 16.00 Uhr in ORF 2 Thema in "Stöckl am Samstag". Betroffene Schmerzpatienten berichten bei Barbara Stöckl, welche psychischen und sozialen Folgen ihre jahrelangen Schmerzen haben, wie sie die richtige Therapie fanden und warum es so wichtig ist, nicht in der Opferrolle zu verharren. Der Psychiater und Neurologe Dr. Michael Bach erklärt die Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und Schmerz und gibt Tipps, was Schmerzpatienten und Angehörige tun können, um ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen. Sabine Waste gründete eine Beratungsplattform für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen: Als Personalmanagerin eines großen Betriebs kannte die gebürtige Kärntnerin Sabine Waste nichts anderes als Arbeit, bis ihre Rückenschmerzen immer größer wurden und in immer kürzeren Abständen auftraten. Mehrmals musste sie den Notarzt rufen, doch dank einer Spritze war sie wieder einsatzfähig - zumindest so lange, bis eines Tages plötzlich gar nichts mehr ging. "Chronische Polyarthritis" lautete die Diagnose. Die Schmerzen waren zeitweise so stark, dass Sabine Wastes einzige Gedanken waren: "Ich kann diese Schmerzen nicht mehr ertragen!" Nach jahrelanger Suche nach der richtigen Therapie findet sie jetzt langsam wieder zurück ins Leben und möchte mit ihrer Beratungsplattform "Help4youcompany" anderen Betroffenen einen ähnlichen Leidensweg ersparen. Heute lautet ihr Leitsatz: "Ich will keine Schmerzen mehr ertragen." Wie die Schmerzen ihr Leben komplett verändert haben und wie es ihr gelungen ist, sich wieder ins Leben zu kämpfen, erzählt sie in "Stöckl am Samstag". Ursula und Ernst Surböck - Der Partner leidet immer mit: Als Ursula ihren Mann Ernst kennenlernte, litt er bereits seit Jahren an Migräne. Ihre anfänglichen Zweifel, ob seine Kopfschmerzen echt seien oder ihm in manchen Situationen nur als Ausrede dienten, belasteten die Beziehung sehr. Ernst Surböck zog sich immer mehr zurück und litt im Stillen. Die Ehefrau und zweifache Mutter fühlte sich oft im Stich gelassen, besonders dann, wenn sie den Kindern erklären musste, warum der Papa versprochene Unternehmungen wieder einmal nicht einhalten konnte. Heute weiß sie, dass Selbstmitleid nicht der richtige Weg ist. Die intensive Auseinandersetzung mit der Migräne war für die Ehefrau ebenso hilfreich wie viele Gespräche mit ihrem Ehemann. Mit der Gründung der Selbsthilfegruppe "Kopfweh" wollen sie auch den Partner von Schmerzpatienten Wissen und Hilfe vermitteln. Ilse Drischel hat mit Psychotherapie die Ursachen ihrer Schmerzen aufgearbeitet: Rund 30 Jahre plagten Ilse Drischel starke Rückenschmerzen. Sie pilgerte von Arzt zu Arzt, doch helfen konnte ihr keiner. Die Schmerzattacken wurden manchmal so unerträglich, dass sie sich auf den kalten Fliesenboden warf, um sich ein wenig Linderung zu verschaffen. Angst und Panik kamen hinzu und machten ihr das Leben zur Qual. Vor sieben Jahren fand sie endlich den Arzt ihres Vertrauens: "Er war der erste, der mir wirklich zugehört hat." Der Orthopäde verordnete ihr eine umfassende Schmerztherapie, Psychotherapie inklusive. Dadurch konnte die 63-Jährige ihre schmerzhaften seelischen Lasten, die sie jahrelang mitgeschleppt hatte, aufarbeiten und fand wieder zu neuer Lebensqualität. Schmerzen hat sie immer noch, aber inzwischen hat sie gelernt, damit umzugehen. Bei Barbara Stöckl erzählt Ilse Drischel, wie sie wieder neuen Lebensmut gefasst hat und warum man sich nicht hängen lassen darf. Karin Gussmack - Nach 20 Jahren Schmerzen bekam sie endlich eine Diagnose: Karin Gussmack hatte bereits als Jugendliche Schmerzen im Knie, später im Bauch und irgendwann am ganzen Körper. Unzählige Spitalsaufenthalte brachten keine Klärung - im Gegenteil. Man unterstellte ihr Faulheit oder sprach von Wachstumsstörungen. Mit 35 Jahren hatte die heute 45-Jährige derartige Muskelschmerzen am ganzen Körper, dass sie ihren Job als Friseurin nur mehr zeitweise und bald darauf gar nicht mehr ausüben konnte. Die Ärzte waren weiterhin ratlos, bis die zweifache Mutter auch einen psychischen Zusammenbruch erlitt. Erst ein Spezialist konnte Karin Gussmack einen Namen für ihre Krankheit geben: Fibromyalgie. Wie es für sie war, endlich eine Diagnose zu haben, und wie sie mit dieser lebt, erzählt Karin Gussmack in "Stöckl am Samstag". Dr. Michael Bach: Bei chronischen Schmerzen muss man immer die Psyche mitbehandeln: Der Leiter der Psychiatrie in Steyr ist spezialisiert auf besonders schwere Fälle chronischer Schmerzpatienten. "Chronische Schmerzen lösen sich von der eigentlichen Ursache und werden zu einer eigenständigen Erkrankung. Die Patienten laufen dann von Arzt zu Arzt und fühlen sich nicht ernst genommen und nicht verstanden. Die Ursache lässt sich aber oft nicht mehr finden, man muss den Menschen als Ganzes sehen und ein Therapiekonzept erstellen, das sowohl den Körper als auch die Psyche miteinbezieht." Den Patienten das zu vermitteln ist die besondere Herausforderung, denn nicht selten fühlen sich Schmerzpatienten in ein psychisches Eck gedrängt. "Man darf die Hoffnung nie aufgeben und muss bereit sein, auch mitzuarbeiten", meint der Psychiater und Psychotherapeut. Was die Wechselwirkung zwischen Psyche und Körper bei Schmerzen bewirkt, warum Angehörige die Schmerzen oft noch verstärken können und was chronische Schmerzpatienten selbst tun können, um ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen, erklärt Dr. Michael Bach bei Barbara Stöckl.

  1. 06.02.2010 16.00, ORF2, Stöckl am Samstag
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