Orema

Wie aus den jüngsten Veröffentlichungen der Amerikanischen Gesellschaft für digitale Impulsunterdrückung (ASPIC) hervorgeht, ist es nach jahrelanger Forschungsarbeit gelungen, ein Software-Produkt zur Ausschaltung von Maschinen-Fehlern zu entwickeln. Die Routine wird in Fachkreisen als ein Meilenstein in der Geschichte der Systemtechnik bezeichnet, da sie die immensen durch Maschinen-Fehler bedingten Zeitverluste weitgehend ausschaltet.

Der Programmname OREMA ist vom lateinischen oremus (lasset uns beten) abgeleitet. Die Routine ruft in bestimmten Zeitabständen Gebete ab, in denen himmlischer Beistand für die Bewahrung des Speicherinhaltes, die Festigkeit der Magnetisierungsschichten und solcher Lötstellen erfleht wird, die besonderen mechanischen Anfechtungen ausgesetzt sind.

Die liturgische Struktur der OREMA-Routine gestattet den wahlfreien Abruf wirkungsvoller extern gespeicherter Stoßgebete in lateinisch, hebräisch oder FORTRAN. Durch die OREMA-Unterroutine MISERERE werden dreimal täglich sogenannte zyklische Messen zelebriert (Permanentanzeige am Steuerpult Hexadezimal F778). Die ministrierenden Operateure beschränken sich während dieser Zeit lediglich auf das Einlegen der Bandkassetten und das Eingeben sakraler Nachrichten über die Maschinenkonsole (z.B. und mit Deinem Geiste oder kyrie eleison).

Litaneien in hebräisch und FORTRAN können direkt über einen freien Kommunikationskanal (FKK) in die Zentraleinheit eingespeichert werden, lateinische Psalmen (Vorsatz: *TE-DEUM) sind jedoch peripher über Bandkassette, Platte oder CD-ROM einzugeben.

Obwohl von der Herstellerfirmen heute bereits fertige Gebetsbänder für alle denkmöglichen Maschinen-Fehler geliefert werden, kann der Programmierer von sich aus hinter jedem AMEN-Block Lochkarten mit Eigenerflehungen (Parameter *JAUL) eingeben. Spezielle Nothelfergebete mit höchstem Wirkungsgrad stehen für Verwaltungscomputer, Katastropheneinsätze und Mehrwert-Preislisten zur Verfügung.

Nach den letzten Testläufen mit OREMA wird die durchschnittliche Maschinenausfallzeit um 98.2% reduziert. Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, wird OREMA für absehbare Zeit ausschließlich auf die Ausmerzung von Hardware-Fehlern beschränkt bleiben. Vom Verteidigungsministerium wurde jedoch inzwischen ein kybernetisch theologischer Arbeitskreis eingesetzt, der sich mit der Entwicklung eines Software-Systems zur Abschaffung des menschlichen Versagens befaßt. Die Fertigstellung dieser Programme (Arbeitstitel MEACULPA) ist für den ersten April nächsten Jahres geplant.