Wie ich Buddhist wurde

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Als ich 17 war, starb mein Vater. In dem Augenblick, als er starb, fühlte ich einen enormen Druck und ich begann in Verzweiflung zu weinen, aber sogleich fühlte ich etwas stärkeres, das mir die Sicherheit gab, dass mein Vater lebendig sei.

Obwohl ich damals noch kein praktizierender Katholik war und nicht an Gott glaubte, erinnere ich mich, dass ich diese Worte sprach: Nein, mein Vater ist nicht tot. Er lebt und er ist im Himmel.

Während der folgenden Jahre war ich von diesen Worten absolut verwirrt. Ich könnte die Erfahrung nicht vergessen, aber ich wußte sie auch nicht zu deuten. Ich machte viele Anstrengungen, zu vergessen, was passiert war, und ich begann zu trinken.

Als ich anfing, die Universität zu besuchen, schloß ich mich der studentischen Oppositionsbewegung gegen *Franco* an (ein mächtiger Diktator, der Spanien während dieser Zeit regierte). Ich wurde Kommunist und arbeite in einigen radikalen Gruppen mit marxistischer Ideologie.

In den Siebzigern nach dem Tod von Franco änderte sich vieles in Spanien. Die Demokratie kam und politische Parteien wurden legitimiert. Die Grenzen zu Europa öffnen sich gerade in dem Moment, in dem viele junge Menschen in der Hippy-Bewegung waren, und so begann der Gebrauch von Marihuanas und Psychodrogen sich durch ganz Spanien zu verbreiten.

Ich rauchte Marihuana und Haschisch, und bei einigen Gelegenheiten nahm ich LSD. Auf einigen Drogenreisen hatte ich eine Art Erfahrung, dass ich und das Universum eins waren.

Das änderte meine Art zu Denken und ich verließ die materialistischen Ideologien. Ich experimentierte dann mit Yoga und einigen andereren unbekannteren Übungswegen zur gleichen Zeit, als einige meiner Freunde von harten Drogen abhängig wurden und ihre Leben ruinierten.

Mit 26 besuchte ich in Barcelona einen von Gendün Rinpoche geleiteten Kurs. Als ich ihn zum ersten Mal traf, war im Begriff, die Ich suche Zuflucht-Zeremony zu leiten.

Zu dieser Zeit wußte ich nicht viel über Buddhismus, ich hatte nur einige Bücher gelesen und formlose Gespräche mit einigen Freunden gehabt, die Übende der tibetanischen Tradition geworden waren.

Aber ich sah etwas wirklich besonderes und kraftvolles in diesem Lama, und wünschte sehr stark, selber ein Buddhist zu werden, also bat ich um die Erlaubnis, an der Zeremonie teilzunehmen, und erhielt sie. Seit dieser Zeit, ist mein buddhistischer Name Yeshe Gyantso, das übersetzt Ozean der traszendenten Klugheit heißt.

Einige Monate danach reiste ich mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter nach Frankreich, um Lama Gendün zu treffen. Ich hatte viele Zweifel darüber, wie ich Buddhismus in meinem täglichen Leben übe, weil ich in meiner Stadt allein war.

Er hörte sich meine Bedenken an, und plötzlich sagte er, dass er mir seinen Segen geben wollte. Dann legte er seine Hände auf meinem Kopf und rezitierte laut eine Art gebet oder Beschwörungsformel. Da spürte ich mich so sehr mit geistiger Energie gefüllt, dass während einiger Minuten ich absolut alles über mich vergaß.

Das gab mir eine Art Sicherheit über die Buddha-Natur, denke ich, die am Grunde jedes fühlenden Wesens ist. Ich sah sehr klar voraus, dass ich von da an jeden Tag üben mußte.

Danach versuchte ich, Buddhismus ernsthaft zu üben und zu studieren. Ich erlernte einige Meditationstechniken und rezitierte Beschwörungsformeln. Während der nächsten fünf Jahre bekam ich viele Einführungen und nahm viel Unterricht.

Ich nahm auch an den Rüstzeiten teil, alleine oder mit den Leuten teil. Bei einigen Gelegenheiten erfuhren I eine Art von Stärke und Energie durch meine Praxis, aber nichts verglichen mit dem, was mir der Lama Gendum mir in wenigen Sekunden zu Beginn meines Weges schenkte.

Ich traf viele Lamas, aber die meisten ihnen gaben uns kaum mehr als Einführungen. Langsam, langsam kamen Zweifel kam in meinen Verstand, und ich verlor die Stärke meiner Begegnung mit dem Lama Gendum. Schließlich entschied ich, dass ich nicht zur tibetanischen Tradition paßte, und ich beendete die Praxis.

Ich gab mich anderen Sachen hin wie dem Reisen und dem Bergsteigen, und einige Jahre lang traf ich keine Lamas oder Lehrer anderer Traditionen, mit Ausnahme eines Zen-Mönchs, der die Deshimaru-Schule in Spanien zu etablieren begann.

Die Flamme der Spiritualität wurde sehr klein, erlosch aber nie vollständig. Viele Male dachte ich, dass ich in einer Art Parenthese in meinem Leben sei und dass ich zum spirituellen Weg zurückkehren würde.

Dann traf ich auf Ana Maria Schlüter, die Person, die für die nächsten 10 Jahre meine Lehrerin sein würde. Obwohl sie eine Katholikin war, hat sie mit Yamada Koun Roshi in Japan Zen geübt, bis ihr selbst das Dharma übertragen wurde und sie ein Zen-Lehrer der Sanbō-Kyōdan-Schule wurde.

Sie gab mir das Koan mu und ich widmete der Aufgabe all meine Energie. Nach einem Jahr wirklich schmerzvoller Übung kam der Durchbruch, und ich hatte eine Kensho-Erfahrung.

Als ich die Antwort erreichte, lösten sich augenblicklich alle meine Zweifel auf und die Klarheit meines Verstandes war total und ich sah mit absoluter Sicherheit, dass es da war und dass es ich war, und dass es jeder Körper war und jedes Ding, und dass es nichts zu erreichen gab, weil jede Sache in sich in genau diesem Moment vollkommen war.

Es ist schwer in Worte zu fassen, was ich dort erfuhr. Obwohl es vor 11 Jahren geschah, habe ich noch eine klare Erinnerung daran. Nachdem ich das Koan gelöst hatte, schrieb ich ein Gedicht, das ich jetzt ins Englische übersetze:

Das erste Ding brachte mich zum Weinen,
und das zweite Ding brachte mich zum Lachen,

Aber das dritte Ding ...
Ah! Das dritte Ding.
Weder weinte noch lachte ich.

Ich sah nur.
Ich sah es so klar wie Wasser.

Es war ich!
Ich war es!
Das Ego ist tot,
Willkommen zum Leben!

Nach diesem Koan kamen viele andere, aber es war das erste, das zählte. Die anderen machen es nur deutlicher.

Dennoch gab es andere Erfahrungen mit anderen Koans, die mein geistiges Auge mehr und mehr öffneten ... Und nach elf Jahren weiß ich, dass dieses ein endloser Prozeß ist, und dass man alle Erfahrungen vergessen und den Weg mit Bescheidenheit gehen muß, weil die Natur des Verstandes jeden Tag unseres Lebens gereinigt werden muß.

Ich will hinzufügen, dass die Kensho-Erfahrung mir nichts gab, was ich nicht bereits in genau diesem Moment hatte. Und dass ich dann wußte, dass jedes fühlende Wesen dasselbe hat, und dass die einzige Sache zu tun ist, dies zu entdecken.

Es ist seit den ersten Anfängen bei uns gewesen und wird uns niemals verlassen. Ich könnte hier für Stunden und Tage schreiben und ich könnte nichts sagen. Besser laß ich es bleiben.

Ich wünsche, dass jeder seine oder ihr Buddhanatur erfährt, weil das der Anfang echten Friedens in der Welt sein sollte. Und wir brauchen so sehr Frieden!

Nach acht Jahren der Übung mit Ana Maria Schlüter bekam ich einige Differenzen mit ihr, letztendlich weil ich Buddhist war und sie nicht. Es könnte dumm aussehen, dass ich Unterschiede finde, nachdem ich die Einheit von Allem erfahren habe, aber wie gesagt wurde: Zen geht über das Unterscheiden hinaus, aber es löscht nicht die Unterschiede. Der ist der Grund, warum ich Ana Maria verließ.

Jetzt übe ich mit einem neuen Lehrer: Boddhin Sensei. Er gehört der Yasutani-Kapleau-Schule des Zen an, und ich glaube, dass ich dorthin passen könnte:

ich bin im letzen Sommer in die USA gereist, und das war der Anfang einer neuen Strecke auf dem Weg. Ich nahm an der Jukai-Zeremonie teil und ich wurde nach so vielen Jahren wieder formal Buddist.

Boddhin Sensei ist eine Person, bei der ich mich leicht fühle. Er ist ein wundervoller Lehrer und ich liebe ihn. Ich hoffe, dass dies der Anfang eines starken geistigen Beziehung ist.

Zuletzt möchte ich aus der Tiefe meines Herzens der Person danken, die es ermöglicht hat, mich mit anderen Menschen auszutauschen und meine kurze Geschichte mit ihnen zu teilen.

Ich genieße es sehr, die Erfahrungen anderer aufrichtiger buddhistischer Übender zu lesen und das Gefühl zu haben, dass wir alle zu einem universellen Sangha gehören. Obwohl ich den größten Teil der Zeit alleine übe, fühle ich mich mit allen Sangha-Mitgliedern in der Welt vereinigt, egal, welcher Tradition sie angehören.

Dank Herrn Tan und seiner liebenswürdigen Großzügigkeit können wir die Begleitung einer Menge von Gefährten auf dem Weg spüren.

Mögen alle Wesen die Buddhaschaft erlangen.
Mögen alle Wesen gücklich sein und ihr Glück an alle fühlenden Wesen weitergeben.

Miguel Labarca <mla @ ctv.es>