x

Warum malen wir eigentlich keine Karte?


Geschrieben von Skinfaxi (Gast) am 12. Oktober 2016 13:07:03: [flux]

Vorneweg: Ich möchte gerne mit diesem Post Gedanken anstossen und bin Interessiert, ob es irgendwo Dinge gibt, die ich noch nicht entdeckt hab, vielleicht Menschen gibt, die ähnliche Ideen haben und so Projekte entdecken, in die ich mich mit meinen begrenzten Mitteln einbringen kann.

Für mich liegt die grosse Stärke von Openstreetmap in der lokalen Kentniss der Mapper. Das ist etwas, was einen hohen Wert hat.

Strukturell gibt es das Dilemma, dass soziale Informationen sich schlecht abbilden lassen. Die Bedeutung eines Objekts hängt immer auch von dessen Kontext ab. Ich glaube dass daher viele Menschen das Bedürfniss haben, eine soziale Dimension eines Objektes durch Beeinflussung des Hauptrenderes mapnik zum Ausdruck zu bringen. (Sie wollen Karten malen, missbrauchen den Nametag und Tourismusattraktion etc).

Die kriegen natürlich völlig zu Recht einen auf den Deckel, den ein solches Verhalten führt zu Chaos an allen möglichen Stellen. Nur: Brauchen wir nicht eigentlich einen Kanal, für genau diese soziale Kontextdimension?

Um konkret zu werden: Ich wohne in einem sehr dünn besiedelten Teil von Schweden. Fast alle Karten - wie z.B. die Wanderreitkarte, die Freizeitkarte oder auch die openandromap abstrahieren und stellen landuse=farmland nicht dar. Das ist auch eine völlig verständliche Entscheidung, passt hier aber garnicht. Der Informationswert von "in einem fünf mal fünf kilomter grossen Waldstück liegt in der Mitte ein Hektar Acker" ist zur Orientierung wichtig, während es in anderen Gegenden zu einer Unüberichtlichkeit der Karte führt.

Auch andere Dinge, wie die Bedeutung von "Läden" versus "Theatern" stellen sich völlig anders dar. Sind die Läden 30 km auseinander haben sie eine völlig andere soziale Ortientierungsbedeutung als in Städten, während 2 mal im Jahr mit Gastspielen bespielte Theater wesentlich weniger in der Bevölkerung verankert sind als Theater in Grosstädten.

Nun, bis zu einem gewissen Punkt bietet Openstreetmap auch heute schon faszinierende Möglichkeiten. Ich finde es absolut toll, was man mit Oruxmap (tweak mapforcestile) anstellen kann, man kann aus- und einblenden und sich so mit ein wenig Aufwand eine gute Karte basteln. Aber sowohl das teilen dieser Karteneinstellungen als auch die gemeinsame Weiterentwicklung dieses Kontextknowhows ist im Moment schwierig bis unmöglich. Und ein gefrickel mit ewig vielen Karten (wie ich es jetzt habe) macht für die breite Masse keinen Sinn.

Wenn ich darüber nachdenke frage ich mich, ob man nicht so eine Art bearbeitbare "Stileliste" für sowiesoschon definierte Gebiete einführen könnte. Also festlegen, welche Objekte in welchem Gebiet wichtiger sind als andere (das auch noch nett grafisch umgesetzt, so dass man z.B. einen Ladenbuttom anfassen und einfach grösser ziehen kann 🙂 ist traumwelt).

Dieses lokale und mit dem Wikiprinzip weiterentwickelte Stilefile würde dann die technische Vorraussetzung geben, dass man Karten erstellen kann, die sich auch nach den lokalen Gegebenheiten richten und z.B. auf dem Land die Läden schon bei früher einblendet als in der Stadt.

Denn hier glaube ich an die Macht der crowd: Ich glaube und hoffe, dass dadurch eine interessante und einmalige Dimension der Karten entsteht, verglichen mit allen Versuchen sowas durch Renderregeln zu beschreiben.

Was denkt ihr dazu? Wird sowas schon irgendwo diskutiert? Bisher habe ich den Eindruck, dass die meisten Kartenbauer ziemliche Einzelkämpfer sind und es für sie sehr schwierig ist, den Prozess des Kartenerstellens sozial zu öffnen ohne in Arbeit zu ertrinken (ist jedenfalls bei mir und meinen Garminkarten so).


Antworten: