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[Erledigt] Vergangenes in der Datenbank


Geschrieben von kreuzschnabel (Gast) am 17. Januar 2020 21:51:36: [flux]

Ich war vorhin einigermaßen erstaunt, im Thread „Frühere Bahnstrecken“ zu lesen, dass das Löschen real nicht mehr existierender Objekte aus der OSM-Datenbank von nicht wenigen Kollegen generell als Vandalismus betrachtet wird.

In diesem Sinne habe ich schon sehr viel vandaliert und bitte um eine angemessene Sperre.

Jetzt mal unabhängig von Bahnstrecken, die heilige Kuh fasse ich nicht an. (Aber erfährt wirklich jeder OSM-Einsteiger früh genug, dass Bahnstrecken auch dann in den Daten bleiben müssen, wenn nichts mehr davon zu sehen ist? Wir sind ja keine geschlossene Nutzergruppe.)

Nach meiner bisherigen Auffassung besteht der Zweck der OSM-Daten darin, abzubilden, was real vorhanden ist. Ist. Präsens.

Wenn drei alte Häuser abgerissen werden und ein neues dafür hingestellt wird, dann lösche ich die drei und male ein neues hin, denn das ist der Ist-Zustand. Ich verstehe nicht, wieso ich die drei alten in der Datenbank belassen und lediglich als razed: taggen soll. „Das stört doch nicht“ stimmt definitiv nicht. Denn spätestens wenn in 20 Jahren wieder was Neues hingestellt wird, wird der Schnittmusterbogen der historischen Polygone hinderlich beim Setzen neuer Objekte (etwa Zuwege oder Spielplätze), vor allem Einsteiger werden sich wundern, was da in iD alles übereinanderliegt, ohne in der Karte sichtbar zu sein, und sie werden nur mit Mühe die richtigen Objekte zum Taggen selektiert bekommen.

Wo ist die Grenze, wann „darf“ man restlos beseitigte Objekte aus der Datenbank löschen und wann taggt man sie nur als beseitigt?

Bislang habe ich das razed-Tagging dann für sinnvoll erachtet, wenn das Objekt noch prominent auf alten Luftbildern erkennbar ist. Wenn dann ein Kollege in guter Absicht das vermeintlich fehlende Objekt eintragen will, sieht er im Editor den wahren Sachverhalt. Wenn dieses Risiko überschaubar gering ist, sah ich bei Gebäuden oder Feldwegen bislang keinen Grund dafür, vergangene Objekte in der Datenbank zu belassen, und habe sie gelöscht bzw. auf eine neue Position verschoben, ohne an der alten was zurückzulassen. Da ist ja real auch nix mehr, ich habe den Datenstand aktualisiert. War das jedes Mal Vandalismus?

Anderes Beispiel: Eine Ackerfläche wird als Bauland erschlossen. Kann ich die drei landuse=farmland löschen und ein landuse=residential hinmalen oder muss ich die farmlands auf razed: umsetzen und das residential neu drüber? Kann die Baumgruppe, die auch verschwunden ist, gelöscht werden oder wird sie umgetaggt? Was ist mit dem Bach, der da durchfloss und umgelegt wurde?

Oder ich denke an die Tongruben im Westerwald. Tagebaue, die sich von Jahr zu Jahr ausweiten. Wenn ein neues Luftbild rauskommt oder ich dort rumspaziere, aktualisiere ich die Außengrenzen des landuse=quarry, indem ich sie einfach auf die neue Position verschiebe. Ist das auch falsch, müssten die alten drinbleiben und lediglich umgetaggt werden?

Ich finde die Fragen wirklich nicht unwichtig, denn wenn vergangene, aktuell nicht mehr vorhandene Objekte grundsätzlich in der Datenbank zu bleiben haben, könnte das Editorbild in 20 oder 30 Jahren ganz schön unübersichtlich werden. Wohl dem, der filtern kann. Irgendwann sind alle geofabrik-Downloads doppelt so groß wie nötig, weil all die historischen Polygone noch drin hängen …

Ich höre lieber auch mal damit auf, eckige Straßenkurven auszurunden, die eckige Version muss bestimmt in den Daten stehen bleiben 🙂

--ks


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