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OSMF-Vorstandswahlen


Geschrieben von drolbr (Gast) am 27. November 2021 07:09:26: [flux]

Hallo zusammen,

die nächsten Wahlen zum OSMF-Vorstand rücken näher, und in jedem Schritt des Wahlprozess ist es bisher beunruhigend ruhig gewesen. Daher zunächst der Hinweis:

Die Antworten der Kandiaten auf die Fragen sind veröffentlicht, ebenso wie die Selbstvorstellungen:
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Fou … manifestos

Leider nur auf Englisch. Als Service habe ich meine Selbstvorstellung nachfolgend auf Deutsch angehängt. Ansonsten grob zur Situation:

Ich kandidiere eher ungern, da ein Vorstandssitz auf Kosten anderer OSM-Arbeit geht. Allerdings gibt es wenig Alternativen: von den vier scheidenden Vorstandsmitgliedern stehen nur drei zur Wiederwahl, und die verbleibenden anderen Kandidaten verdienen Ihr Geld mit OSM-bezogener Arbeit für Facebook. Neben anderen Dingen ist Facebook bei OSM problematisch, weil sie auch nach Jahren auf ihren Karten den Urhebervermerk auf OSM weglassen.

Wer also ein unabhägiges OSM behalten will, dem empfehle ich in jedem Fall Amanda, Guillaume und mich zu wählen. Mikel hat trotz Mapbox-Bezug die Vorstandarbeit mitgetragen und sollte daher mitgewählt werden, wenn man die beiden Facebook-Kandidaten vermeiden möchte.

Ganz ohne OSM-Bezug im Einkommen ist übrigend niemand. Bei mir spielt das eher eine formale Rolle (mein Arbeitgeber Mentz ist auch bei OSM aktiv, aber zum einen schlicht nicht groß, zum anderen haben meine Aufgaben bei Mentz nur am Rande mit OSM zu tun), Amanda arbeitet bei Frederik Ramm in der Geofabrik, Guillaume ist gerade auf Jobsuche, und Mikel Maron arbeitet bei Mapbox.

Mehr Details von den Fragen und Selbstvorstellungen kann ich gerne übersetzen oder kommentieren. Meine Vorstellung folgt. Gerne beantworte ich auch Fragen.

Viele Grüße,

Roland

PS: Auch auf der Mailingliste bereits veröffentlicht.


  1. Roland Olbricht
    1. Über mich

Ich bin Roland Olbricht. In OSM bin ich am besten bekannt für die [Overpass API](https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Overpass_API).
Ich habe sie entwickelt und pflege auch die seit nun mehr als neun Jahren öffentlichen Server-Instanzen.

Mein größtes Mapping-Projekt bisher ist es gewesen, die etwa 1500 Bushaltestellen in meiner Heimatstadt Wuppertal zu erfassen und vervollständigen. Für diesen Zweck habe ich vor vielen Jahren das public_transport-Plugin für JOSM geschrieben. Mittlerweile sind meine Interessen insbesondere auf Fußgänger-Routing und dort für Nicht-Standardprofile wie Rollstuhlfahrer. Eine der Herausforderungen dort ist, überhaupt herauszufinden, was tatsächlich an Attributen relevant ist, also Kommunikation zusätzlich zum Erfassen.

Ich bin seit 2008 promovierter Mathematiker für meine Arbeiten in Reiner Mathematik. Seit Oktober 2014 entwickele ich Software für die [MENTZ GmbH](https://wiki.openstreetmap.org/wiki/MENTZ_GmbH) in Münster (Westf). Mein dienstlicher Account dazu ist drolbr_mdv.

Mein bezahlter Job ist es Software für das ÖPNV-Ticketing zu entwickeln: Verkehrsverbünde mit jeweils dutzenden Verkehrsunternehmen, Städten und Landkreisen sind recht üblich. Daher ist der Umgang mit mehreren Beteiligten mit oft widerstrebenden Interessen Teil meiner Arbeit. Und sogar noch mehr: Kunden zu helfen, deren Tarifdaten so zahlreiche Widersprüche und Fehler beinhalten, dass sie neugeschrieben werden müssen, obwohl der Kunde davon ausgeht, dass seine Tarifdaten korrekt wären. Das ist immer eine Herausforderung in Kommunikation.

Außer in Wuppertal, Münster, Frankfurt und Bonn habe ich auf vier Monate in Frankreich in Grenoble gelebt. Daher beantworte ich Mails in Deutsch, Französisch und Englisch.

    1. Über OSM

Wichtiger als mein Lebenslauf ist mein Verständnis von OSM: Es gibt viele Quellen von freien Daten und Geodaten im Besonderen.

Das Herz von OSM ist die Mapper-Gemeinschaft. Die Datenstrukturen von OSM sind darauf ausgelegt, gegenseitige Kontrolle zu erleichtern, d.h. die gemappten Daten sind weniger die physische Welt selbst als mehr der Konsens, wie sie zu interpretieren ist. Die Regel, dass schlussendlich zählt, was zur Ort beobachtbar ist, stellt sicher, dass die Daten so nah wie sinnvoll an der physischen Realität sind.

Es bedeutet auch, dass wir eine virtuelle Anlaufstelle geschaffen haben um über allgemeine Geodaten zu sprechen und um Menschen zu helfen, die etwas Neues oder etwas Spezielles vorhaben. Es bedeutet auch, dass es ein Platz ist, an dem ein Software-Entwicker einen tatsächlichen Mehrwert durch nützliche Software schafft.

Zusätzlich bietet OSM detaillierte allgmeine Geodaten in einem weltweit einheitlichen Format und Mittel, Updates einzuspielen. Damit werden wir Datennutzer sowieso anziehen, und es kommt vor allem darauf an, dass die Mapper-Gemeinschaft die Karte auch pflegt.

Mapper bekommen ihr positives Feedback von Anwendungen, bei denen sie sehen können, dass ihr Beitrag einen Unterschied macht. Das ist eine oft von Datennutzern übersehene Pflicht:

  • Nicht alle Datennutzer haben die Attribution so klar wie wir Mapper durch die Lizenz verlangen
  • Sehr wenige Datennutzer teilen explizit mit, welche Datenstrukturen sie verarbeiten und welche nicht. Das lässt sich sogar bei Disputen über die Regeln des Default-Kartenstils beobachten.
  • Wir verpassen wohl Mapper, insbesondere von Minderheiten, da es jeweils keinen Service gibt, der die für diese Mapper wichtigen Daten zeigt.
    1. Warum kandidiere ich für den OSM-Vorstand?

Es gibt zwei konkurrierende Paradigmen was der OSM-Vorstand sein soll:

  • Das Experten-Paradigma: Die Annahme ist, dass Wähler die Superexperten von OSM küren sollten, und dass diese anschließend die Arbeitsgruppen eher als unverbindlich betrachten, da sie sowieso größere Experten sind. Es sei ok, wenn es eine Hierarchie gibt, wer welche Informatione bekommt.
  • Das Vertrauens-Paradigma: Wähler sollten sicherstellen, dass es Vorstansmitglieder im Vorstand gibt, denen sie zutrauen, ihre Interessen zu vertreten. Expertenwissen ist eher ein Hinweis auf einen möglichen Interessenskonflikt als eine Wahlvoraussetzung.

Ich stehe zum Vertrauens-Paradigma:

  • Vertrauen aufrechterhalten: die Kommunikation des Vorstands ist nur dann öffentlich genug wenn die Mapper-Gemeinschaft keine Zweifel übrig hat.
  • Die Experten gehören in die Arbeitsgruppen: der Vorstand übergeht nicht absichtlich irgendwelche aktuellen Entscheidungen der Arbeitsgruppen. Neben Arbeitsgruppen zieht der Vorstand Experten über die OSM-Kommunikationskanäle heran, wenn das zielführend ist.
  • Nachhaltige Finanzierung: Wir stellen sicher, dass OSM für viele Jahre im Voraus seine Ausgaben so decken kann, dass es unabhängig bleibt.

Ich bin zuversichtlich, dass ic für Entwickler im OSM-Ökosystem und für viele Arten von Mappern eintreten kann, aber mir ist bewusst, dass die Vielfalt groß genug ist, dass man manchmal auch Konflikte explizit klären muss wie im Fall von iD. Ich helfe gerne Datennutzern, die Bedürfnisse von Mappern und die Eigenheiten von OSM zu verstehen.

Ich setze gewollt keine strategischen Ziele. Der amtierende Vorstand hat zahlreiche Initiativen gestartet. Es ist gutes Teamwork, existierende Ideen zur Blüte zu bringen und abzuschließen, soweit das Vertrauen trägt, statt neue Ideen einzuwerfen und keine abzuschließen.


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